Turhan Boydak im Interview
„Ich versuche, so realistisch wie möglich zu erzählen.“
Ein Gespräch mit unserem Autor Turhan Boydak über lose Enden, wahre Helden und seinen Thriller „Das Todes-Memorandum“
Du führt gleich am Anfang deines neuen Thrillers DAS TODES-MEMORANDUM zahlreiche Figuren und Handlungsstränge ein – eine sehr markante Methode. Was reizt dich daran?
Turhan Boydak: „Das ist in DAS TODES-MEMORANDUM tatsächlich so. Ich baue meine Geschichten allerdings nicht immer zwingend so auf. Es ist vielmehr den Abenteuern und Herausforderungen geschuldet, denen sich die Hauptfigur, der New Yorker Journalist Jason Bradley, zumeist eher unfreiwillig gegenübersieht. Etwa internationale Verschwörungen, globale Themen und Missstände, denen er im Laufe seiner Recherchen nach und nach auf die Schliche kommt.
Bei Themen dieser Art mag ich es, den Leser zu Beginn im Dunkeln tappen lässt. Mehrere parallele Handlungsstränge, zahlreiche Protagonisten und Schauplätze sollen zum Miträtseln anregen. Welche Rolle spielt diese oder jene Figur in der Geschichte? Warum hat er oder sie das jetzt gemacht? Viele kennen das vielleicht von TV-Serien wie Homeland oder 24. Man will immer wissen, wie die Geschichte weitergeht. Zu Beginn versteht man nicht genau, wie die einzelnen Puzzleteile zusammengehören. Das gefällt mir persönlich sehr gut. Und ich hoffe, meinen Leserinnen und Lesern auch. Einige lose Enden werden immer wieder zusammengeführt, während neue entstehen. So lange und – wie ich hoffe – mit stetig zunehmender Spannung, bis sich alle Einzelstränge zu einem großen Gesamtbild vervollständigen.“
DAS TODES-MEMORANDUM führt uns wieder zurück zu Jason Bradley, dem heldenhaften Journalisten aus DIE JANUS-PROTOKOLLE. Was fesselt dich an dieser Figur so sehr, dass du ihr ein neues Abenteuer geschrieben hast?
Turhan Boydak: „Ich würde Jason Bradley nicht als heldenhaft im engeren Sinne bezeichnen. Wir sind in der Tat schnell Freunde geworden. Aber gerade deswegen, weil er eben kein Jason Bourne oder James Bond ist. Wobei mir ganz ehrlich jetzt erst auffällt, dass alle drei die gleichen Initialen haben. Das muss ich mal mit meinem Unterbewusstsein besprechen. Jason – wir sind nämlich kürzlich zum Du übergegangen – ist kein Adrenalinjunkie, der Abenteuer und Action gezielt sucht. Er ist ein ganz normaler Journalist, der seine Arbeit gut macht. Ich glaube, diese Normalität macht es leicht, ihn zu mögen und sich mit ihm zu identifizieren. Er schliddert vielmehr unabsichtlich in brenzlige Situationen. Wenn er die Wahl hätte, würde er sicherlich auf lebensgefährliche Situationen verzichten. Dass er sich ihnen dennoch stellt, liegt vor allem an seinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, seiner beruflich bedingten Neugier und daran, dass er unermüdlichen nach der Wahrheit schürft. Wohl auch deshalb ist er Investigativ-Reporter geworden.“
In deinen Büchern führst du immer verschiedene Erdteile und Kulturen zusammen. Ist das autobiografisch motiviert?
Turhan Boydak: „Das kann schon sein. Ich verwende in meinen Büchern z. B. bevorzugt Orte, die ich gut kenne. Für mich ist es einfach leichter, über etwas zu schreiben, das ich kenne. Und es ist authentischer. In den meisten Hotels etwa, die in meinen Büchern vorkommen, durfte ich selber schon Gast sein. Die meisten Länder habe ich selber bereist. Außerdem schreibe ich über Themen, Schauplätze und Personen, die mich interessieren. Ich reise gerne, lerne gerne neue Regionen und Länder kennen. Man kann, glaube ich, schon sagen, dass ich ein ausgeprägtes Interesse für andere Kulturen habe. Und für Menschen aus diesen Kulturkreisen. Diesbezüglich sind Teile meiner Bücher daher wohl auch autobiografisch geprägt. Allerdings finden nur die Schauplätze und Kulturen den Weg in meine Bücher, die für die jeweilige Geschichte wichtig sind und Sinn machen. Das ist das alleinige Auswahlkriterium. Meine Geschichten sind schließlich Fiktion. Aber ich versuche, sie so realistisch wie möglich zu erzählen.“