Unser Autor Matthias Jösch
dotbooks-Verlegerin Beate Kuckertz über unseren Autor Matthias Jösch:
Die freien Tage zwischen den Weihnachtsfeiertagen und Silvester habe ich genutzt, um Programmvorschauen durchzublättern. Das ist immer wieder spannend: Wie wird ein Autor neu ausgestattet, welchen thematischen Schwerpunkt setzt ein Verlag, wo zeichnen sich Trends ab (an die man dann glauben kann … oder auch nicht)? Gleichzeitig kann ich oft ein Lächeln nicht unterdrücken, wenn ich Aussagen lese wie „Der erste Bestseller für das neue Jahr“ oder „Startauflage 100.000 Exemplare“. Denn hierbei handelt es sich meist mehr um Wunschdenken als um eine realistische Einschätzung.
In Teilen der Verlagsbranche hält sich hartnäckig der Glaube, dass man einen Bucherfolg planen kann. Vermutlich werden einige Verleger nun empört den Kopf schütteln. Aber seien Sie ehrlich, Kollegen: Die Kombination aus „Agent XY hat mir das Projekt exklusiv angeboten“ und „Das Buch wurde in 12 Länder verkauft“ (gerne mit dem Zusatz „für einen hohen sechsstelligen Betrag allein in Amerika“) und „Das Thema ist aktuell sehr erfolgreich“ verleitet oft dazu, selbst austauschbare Mainstream-Ware zum Programm-Spitzentitel zu küren. Von diesem Hype, dieser künstlich angestachelten Begeisterung, kann sich ein ganzes Unternehmen innerhalb kürzester Zeit anstecken lassen. Und wird dann beschlossen, einen Großteil des chronisch knappen Marketing-Budgets auf dieses eine Buch zu setzen, ist er da: der geplante Bestseller. Schade, dass dieser sich oft als Flop entpuppt.
Bei diesem Spiel wollte ich früher nie mitmachen – und bei dotbooks könnte ich es auch gar nicht, denn uns steht kein sechsstelliges Budget für irgendetwas zur Verfügung. Doch nicht nur aus diesem Grund hat sich in den letzten drei Jahren immer wieder meine Erfahrung bestätigt, dass man Bestseller nicht planen kann. Oftmals findet man die Projekte, die sich dann überaus erfreulich entwickeln, nicht durch Agent XY, sondern Zufall. Ein Beispiel? Zwölf Jahre lang habe ich als Verlagsleiterin eines großen deutschen Publikumsverlags gearbeitet – und dann beschlossen, mich neu zu orientieren. In meinem Sabbatical bin ich für die Verlagsbranche nahezu unsichtbar gewesen … und tauchte stattdessen auf dem Radar ganz anderer Menschen auf. So schrieb mich eines Tages eine Personalberaterin an. Der forsche, energiegeladene Ton der Mail gefiel mir sofort, also haben wir telefoniert, obwohl ich schon wusste, dass ich einen eigenen Verlag gründen wollte. „Nun, dann kann ich Ihnen wohl keinen neuen Job vermitteln“, sagte die Dame. „Aber wie wäre es mit einem Autor? Ich kenne da jemanden.“
Wie sich herausstellte, handelte es sich bei der Personalberaterin um die Ehefrau von Matthias Jösch – und mit diesem habe ich einen Autor kennengelernt, von dem viele Verlage träumen: intelligent, kreativ, sympathisch und engagiert. Als wir uns das erste Mal getroffen haben, legte ich sofort die Karten auf den Tisch: „Ich werde keinen hohen Vorschuss zahlen, und das Einzige, was ich Ihnen garantieren kann, ist harte Arbeit. An Ihrem Buch ist noch einiges zu tun.“ – „Davon gehe ich aus“, sagte Matthias Jösch. „Also, legen wir los.“
Es gibt einen Unterschied zwischen denjenigen, die davon träumen, Autor zu sein – und jenen, denen diese Bezeichnung vollkommen egal ist, da es ihnen einfach darum geht, auf die bestmögliche Art zu erzählen. Matthias Jösch schreibt großangelegte Thriller, wie sie nur selten gelingen. Internationale Verschwörungen, die von einem deutschen Ermittler aufgedeckt werden, haben leider sehr oft einen gewissen Amateur-Ton – so als würde jemand, der die tiefste Provinz nie verlassen hat, plötzlich vom Leben in einer Millionenmetropole berichten. Matthias Jösch umschifft diese Klippen mit natürlicher Bravour – und hätte mir jemand nach der ersten Lektüre gesagt, es würde sich um eine Übersetzung aus Amerika handeln, ich hätte es sofort geglaubt. Das liegt zum einen sicher an der genauen Recherche. Zum anderen aber auch daran, dass Matthias Jösch – wie viele Profis, denen ich begegnet bin – sich nicht als „Dichter und Denker“ sieht. Er versteht das Schreiben als Handwerk, das man erlernen und immer weiter ausbauen kann. Ja, man musste hier und da noch ordentlich feilen an seinen Thrillern MAMMON und PHOENIX (und der Autor wird an dieser Stelle lächeln, wenn ich schreibe, dass „20 % weniger manchmal 100 % mehr“ sein können). Aber für Matthias Jösch zählt nicht die Arbeit, die er investieren muss, sondern das Ergebnis, das er damit erzielt. Und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine Leser.
Matthias Jösch ist ein Autor, der – das darf verraten werden – von einigen großen Verlagen übersehen wurde. Vielleicht, weil man dort die inhaltliche Betreuung gescheut hat, vielleicht, weil er nicht mit Agent XY zusammenarbeitet, vielleicht, weil man einem deutschen Autor diese Art von hochspannender Thrillerunterhaltung per se nicht zutraut. Umso stolzer bin ich, wenn ich die quartalsweisen Honorarabrechnungen sehe, die ich an ihn überweisen kann. Sie beweisen, dass Qualität sich durchsetzt. Und dass es etwas Wichtigeres gibt als internationale Rechte-Auktionen und große Marketingbudgets: die Begeisterung für einen Autor und seine Art, Geschichten zu erzählen. Die kann man für kein Geld der Welt (ein)kaufen – die muss man einfach (er)leben.