»Warum mit kleinen Themen und Figuren begnügen?«

3. Mai 2024
dotbooks

Ein Gespräch mit unserem Autor Sebastian Niedlich über streitende Götter, die Tücken des Showbiz und seine turbulente Komödie OTTO IN DER UNTERWELT.

Lieber Sebastian Niedlich, Du hast über den Tod geschrieben, über Gott und den Teufel – jetzt über die griechische Mythologie. Was reizt dich an diesen großen Themen und Figuren?

Sebastian Niedlich: »Warum mit kleinen Themen und Figuren begnügen? Bei großen Themen kann man doch viel mehr Quatsch machen! Und ich glaube, ich habe einen Faible für das, was man in Fachkreisen ›High Concept‹ nennt. Nichts gegen kleine Familiendramen oder so, aber Tod, Teufel und Götter machen die Geschichte schon von sich aus größer. Und da ich ja noch einen Riesenbestseller landen will, klappt das vielleicht mit dieser brandneuen Geschichte über einen Rockstar und seine Reise in die griechische Unterwelt – wenn ich schon keine blutrünstigen Krimis oder Vampir-Liebesgeschichten schreiben will. Obwohl, da kommt mir gerade eine Idee …«

Otto, der namensgebende Titelheld von OTTO IN DER UNTERWELT, ist Musiklehrer mit Faible für Rockmusik – teilt sich also bis auf das Instrument nicht viel mit seiner literarischen Vorlage Orpheus. Was für eine Art von Romanheld ist Otto in deinen Augen?

Sebastian Niedlich: »Na ja, also wenn man es genau nimmt spielte Orpheus die Lyra, Otto hingegen die Gitarre. Also haben sie nicht mal das Instrument gemein – aber immerhin die Musik. Mir war eigentlich von Anfang an klar, dass Otto Musiker sein musste, aber vielleicht nicht der klassische Held. Er ist eigentlich weniger der Typ, der auf große Veränderungen steht: Er hört am liebsten Progrock aus den 70ern, während der Rest der Welt im Musikgeschmack irgendwie weitergezogen zu sein scheint. Und während der Großteil seiner Freunde mittlerweile über Familienplanung und Co. nachdenkt, ist Otto mit seinem beschaulichen Leben soweit eigentlich ganz zufrieden. Aber: Was macht man nicht alles für die Liebe? Otto jedenfalls würde sogar sein Leben riskieren. Also ist er irgendwie doch ein Held.«

Die tiefsten Schatten, das zeigt Dein Roman, birgt nicht die griechische Unterwelt – sondern das Showbiz! Was hat dich zu den haarsträubenden Situationen inspiriert, die Otto auf der Jagd nach seinem großen Traum erlebt?

Sebastian Niedlich: »Viele Leute sehen beim Showbiz ja vor allem den Glamour und das Geld und denken ›Ey, ich will auch reich und berühmt sein!‹ Sie vergessen dabei aber, dass die meisten Leute, wenn man nicht gerade Kardashian oder Hilton heißt, hart für die Anerkennung arbeiten müssen. Und diese Casting-Shows im Fernsehen sind auch so ein Mittel, wo Leute oftmals versuchen die Karriere etwas abzukürzen. Dass aber auch das viel Arbeit ist, war ein Aspekt, den mir vor allem die Band ›Mrs. Greenbird‹ aufzeigte, die mal so eine Show gewann. In ihrem Podcast haben sie darüber gesprochen und ich fand, ich müsste das irgendwie in meine Geschichte um Otto mit reinbringen, der insgeheim auch davon träumt, groß als Rockstar rauszukommen – auch wenn ich an der ein oder anderen Stelle natürlich überspitze.«

Wir mussten beim Lesen von OTTO IN DER UNTERWELT besonders über ein gewisses zerstrittenes Ehepaar schmunzeln, das im Hades residiert. Bei welcher Szene hattest Du beim Schreiben am meisten Spaß?

Sebastian Niedlich: »Hades und Persephone in ihrer toxischen Beziehung darzustellen, hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Aber noch mehr Spaß hat mir vermutlich die Dynamik in Ottos Band gemacht, besonders während eines Auftritts bei dem sie mehrere Male bestimmte Stücke wiederholen müssen, was zu allerlei Unmut führt. Die Szenen mit den Nachrichtensprechern Motzenbäcker und Sühlfleisch, die den Roman wie einen roten Faden durchziehen, und für allerlei Lacher sorgen dürften, waren irgendwie beides: mitunter anstrengend zu schreiben, aber schön. Gar nicht so leicht, so viele mythologische Kreaturen unterzubringen! Aber manch absurde Situationen, die dort zu finden sind, sind einfach zu lustig, finde ich.«

Das Gespräch führte Frederik Bahr aus dem dotbooks-Lektorat.

Sebastian Niedlich, 1975 in Berlin geboren, schreibt Langes und auch Kurzes, aber vor allem Merkwürdiges und Lustiges. Er lebt in Potsdam und muss deswegen viel Zeit damit verbringen, sich über den Verkehr aufzuregen.

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