»Wenn der Gegner komplett ›out of the box‹ agiert, muss das Team, das ihn jagt, noch unkonventioneller vorgehen.«

7. November 2023
dotbooks

Ein Gespräch mit Martin J. Kreiter darüber, wie das aktuelle Weltgeschehen ihn zu seinem Thriller DER FALKE – IM VISIER DES BÖSEN inspiriert hat, wieso er dabei nicht an New York vorbeikam, und warum nur ein unkonventionelles Ermittlerteam Erfolg bei der Jagd auf den Falken haben kann.

Lieber Martin J. Kreiter, von Hamburg über New York bis Bagdad, Ihr Thriller DER FALKE – IM VISIER DES BÖSEN lässt kaum Zeit zum Atmen: Welcher Schauplatz war dabei für Sie Dreh- und Angelpunkt?

Martin J. Kreiter: »Nur mit Hamburg als Schauplatz hätte ich mir die Recherchearbeit sicherlich leichter gemacht, aber die Wucht und Tragweite der Geschehnisse brauchte aus meiner Sicht die Verortung in einer Weltmetropole wie es keine zweite gibt: New York. Dort scheinen für alles andere Größenverhältnisse zu gelten – entsetzlicherweise auch für terroristische Anschläge und die Schockwellen, die sie erzeugen. Islamisten attackieren zwar weltweit und immer wieder auch in Europa, aber nach 9/11 gibt es wohl keinen Ort auf der Welt, an dem das Trauma so tief sitzt. Deshalb habe ich in DER FALKE die Kommandozentrale für die Antiterroreinheit unter Leitung von CIA-Agent Tom Knox in New York angesiedelt. Von hier werfen Knox und sein Team ihr Netz auf der Jagd nach dem Falken aus – und können die Schlinge immer enger ziehen.«

Gut und Böse – diese klaren Kategorien gibt es in Ihrem Thriller nicht. Was war Ihnen beim Entwerfen der Figur des Falken wichtig?

Martin J. Kreiter: »Gerade in der grauen Zone zwischen Gut und Böse liegt doch das Spannende! Ich bin überzeugt, dass niemand als Mörder, Terrorist oder auch als guter Samariter geboren wird, sondern dass die Lebensumstände, Einflüsse aus dem Umfeld oder auch einschneidende Erlebnisse uns zu dem machen, was wir sind. So ist es auch bei Khaled Saif ad-Din Mohammed, bekannt als ›Der Falke‹, der in meinem Thriller als großer Gegenspieler der USA auftritt. Was ihn als Figur für mich so faszinierend macht, ist seine Zerrissenheit – die er auch auf uns überträgt: Seine eiskalt inszenierten Attentate auf Vertreter und Symbole der westlichen Welt schockieren … und trotzdem versteht man nach und nach, was ihn antreibt. Und ganz gleich wie brillant er plant und inszeniert, auch er hat letztendlich nicht alles in der Hand: Ganz ähnlich dem Helden einer klassischen griechischen Tragödie glaubt er, die Welt einem Erdbeben gleich erschüttern zu können – und nähert sich gleichzeitig Schritt für Schritt seinem eigenen Verhängnis.«

Ihr Thriller wirkt ebenso brisant wie hochaktuell: Gab es Vorbilder für Ihre Figuren oder tatsächliche Geschehnisse, die Sie darin verarbeitet haben?

Martin J. Kreiter: »Die traurige Wahrheit ist, dass die neue Form des Terrorismus, für die der Falke in meinem Buch steht, längst bei uns angekommen ist: das Umschwenken der Islamisten von Großaktionen mit immensem Planungsaufwand auf kleinere, spontan ausgeführte Terror-Minizellen. Kleiner bedeutet in diesem Fall nicht weniger verheerend. So habe ich mich zum Beispiel bei dem Anschlag auf die New-Yorker-Börse in meinem Thriller an dem Vorgehen eines Terroristen orientiert, der 2009 versuchte, einen saudischen Prinzen durch eine Bombe zu töten – eine Bombe, die von außen nicht erkennbar war, denn sie war im Körper selbst versteckt.

Als grobe Figurenvorlage diente mir für meinen amtierenden amerikanischen Präsidenten ganz klar Barack Obama – oder vielmehr sein idealisiertes Bild in der Öffentlichkeit. Die Anzeichen, wo die Reise nach Obama hingehen könnte, haben mich zu DER FALKE inspiriert, doch letztlich haben sich dann Fiktion und Wirklichkeit leider hinsichtlich Schockmomenten die Waagschale gehalten.«

Rund um CIA-Agent Tom Knox schart sich ein ungewöhnliches Ermittler-Team: Warum haben gerade sie eine Chance auf Erfolg in der Jagd auf den Falken?

Martin J. Kreiter: »Einen Gegner wie den Falken kann man nicht mit den einstudierten ›standard procedures‹ der Polizei- und Geheimdienstapparate besiegen. Wenn der Gegner komplett ›out of the box‹ agiert, muss das Team, das ihn jagt, noch unkonventioneller vorgehen. Entsprechend hat Tom Knox sein Team zusammengestellt:

Er selbst steht für ein Höchstmaß an Erfahrung im Kampf gegen den Terrorismus, und zwar nicht hinter den Bildschirmen der CIA, sondern im Feldeinsatz an der Frontlinie. Chaim ›Ruby‹ Rubinstein ist das digitale Superhirn des Teams, ein Hacker der Extraklasse, ausgebildet vom israelischen Geheimdienst. Ohne ihn könnte Knox gegen den Falken, einen virtuos mit den Möglichkeiten des Internets spielenden Terroristen, kaum ankommen. Jasmina ›Jaz‹ Khalili bringt nicht nur weibliche Intuition und journalistisch investigatives Ausnahmetalent ins Team, sondern auch genau das, was Knox braucht, um die Mainstream-Ermittlungen zu verlassen, mit denen der Falke niemals zu besiegen wäre. Und Ethan Scott, das Greenhorn der Truppe, ist zwar unerfahren, aber sehr smart. Er ist Toms Verbindungsmann zum FBI und sein ›Wingman‹ wenn es um den Kampf an vorderster Front geht. Bei vier so grundverschiedenen Menschen ist der Clash natürlich vorprogrammiert, insbesondere Tom und Jaz packen sich da gegenseitig nicht in Zuckerwatte, aber nur gemeinsam haben sie eine Chance bei der Falkenjagd.«

Welche Szene transportiert für Sie den Kern Ihres Thrillers DER FALKE – IM VISIER DES BÖSEN am besten?

Martin J. Kreiter: »Die ist gleich am Anfang zu finden: der Prolog – weil er einen beängstigenden Ausblick auf die menschenverachtende Rücksichtslosigkeit einzelner Handlungsakteure liefert. Das steht im krassen Kontrast zur Szenerie: die paradiesische Umgebung einer Yacht, die vor einer Insel in der Karibik vor Anker liegt. Das vermittelt bereits auf den ersten Buchseiten eindringlich, wie gewaltig es unter der ruhigen Oberfläche brodelt.

Unabhängig von einzelnen Szenen sind mir aber vor allem die Dialoge wichtig. Zum Beispiel die Restaurantszene zwischen CIA-Agent Tom Knox und dem machtverliebten Bürgermeister von New York: die beiden liefern sich ein ›Verbalschach‹ auf höchstem Level. Zwar wird nur mit Worten gekämpft, aber es steht viel zu verlieren.«

Das Gespräch führte Ronja Beck aus dem dotbooks-Lektorat.

Martin J. Kreiter, geboren 1964 in Würzburg, aufgewachsen in der Pfalz, studierte BWL in Mannheim und lebt heute mit seiner Frau und Zwillingstöchtern in Hamburg. Er hat in verschiedenen Unternehmen als Marketing-Direktor gearbeitet, Corporate Start-ups gegründet – und 2002 die erste deutsche Smoothie-Marke an den Markt gebracht. In seiner Freizeit widmet er sich verstärkt dem Schreiben und der Fotografie – am liebsten auf Safari in Afrika. »Der Falke – Im Visier des Bösen« ist sein Romandebüt.

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