»Wichtig war mir zu zeigen, wie Menschen entwurzelt und heimatlos werden, und wie sie dann auf unterschiedliche Weise ihr Leben neu anpacken.«

17. Dezember 2021
dotbooks

Ein Gespräch mit unserer Autorin Alexandra von Grote über das weiterhin ungebrochene Interesse an der Zeit des Zweiten Weltkriegs und Nationalsozialismus, über Zusammenhalt in größter Not und ihren neuen Roman DIE GESCHWINDIGKEIT DER STILLE.

Liebe Frau von Grote, wie kamen Sie auf die Idee für Ihren neusten Roman DIE GESCHWINDIGKEIT DER STILLE?

Alexandra von Grote: »Durch meine Kinofilme ›Novembermond‹ und ›Reise ohne Wiederkehr‹ habe ich mich früher schon ausführlich mit der Nazizeit und den Verfolgungen von Juden und anderen Minderheiten beschäftigt. Geschichten darüber gibt vielfältige, wie es auch in meinem Roman ›Die Nacht von Lavara‹ dargelegt ist. Die zahlreichen, weltweiten Bucherscheinungen und Filme zeigen, dass es weiterhin ein großes und interessiertes Publikum für diese Thematik gibt. Es war also naheliegend für mich, innerhalb des Themenfeldes einmal eine andere Geschichte zu erzählen: die zweier Jugendlicher, die in Zeiten der größten Not und Verfolgung unverbrüchlich zueinander stehen. Darüber hinaus ging es mir darum, die Familiengeschichte einer typischen Nazifamilie zu erzählen, mit allen Dramen und Konflikten, mit Lügen und Verrat.«

In Ihrem Roman treten die sehr sympathischen Protagonisten Annette und Max, aber auch nazihörige Charaktere wie Else und Carl auf. Fiel es Ihnen schwer, letztere zu darzustellen?

Alexandra von Grote: »Die Darstellung der Mitglieder der Nazi-Familie fiel mir insofern nicht schwer, als ich mich hauptsächlich auf drei Personen konzentriert habe: die Stiefmutter des Jugendlichen Max, dessen Vater Heinrich und seinen Onkel Carl, Heinrichs Bruder. Im Spannungsfeld dieser drei Erwachsenen entscheidet sich das Schicksal von Max und Annette. Die Charakterisierung von Personen aus einer Zeitepoche, die man als Autorin nicht selbst miterlebt hat, erfordert natürlich eine entsprechende Recherche, Gespräche mit noch lebenden Zeitzeugen und Archivarbeit. Die Herausforderung besteht darin, daraus lebendige und spannende Figuren zu gestalten. Ich hoffe, dass mir das gelungen ist.«

Ihr Roman spielt in Rathenow, einem kleinen Ort in der Nähe von Berlin, bevor der endende Krieg die Charaktere in ganz unterschiedliche Ecken Deutschlands und der Welt treibt. Was war Ihnen bei der Wahl dieses Ortes und dem weiteren Setting wichtig?

Alexandra von Grote: »Rathenow, der kleine Ort westlich von Berlin, schien mir aus mehreren Gründen der ideale Ort als Ausgangspunkt des Geschehens. Zum einen wollte ich bewusst einen Ort in der Provinz wählen, abseits des Betriebes einer Großstadt wie Berlin. Außerdem befand sich während des Krieges in der Nähe von Rathenow, in Wünsdorf, das Oberkommando der Wehrmacht (OKW). Im Buch spielt dies eine Rolle. Die weiteren Settings ergaben sich durch die Fluchtwege der Hauptfiguren 1945, sowie durch Annettes Schicksalswendungen.

Wichtig war mir zu zeigen, wie Menschen entwurzelt und heimatlos werden, und wie sie dann auf unterschiedliche Weise ihr Leben neu anpacken.«

Das Gespräch führte Agnes Ejma aus dem dotbooks-Lektorat.

Alexandra von Grote ging in Paris zur Schule und machte dort das französische Abitur. Sie studierte in München und Wien Theaterwissenschaften und promovierte zum Dr. phil. Nach einer Tätigkeit als Fernsehspiel-Redakteurin im ZDF war sie Kulturreferentin in Berlin. Seit vielen Jahren ist sie als Filmregisseurin tätig. Sie schrieb zahlreiche Drehbücher, Gedichte, Erzählungen und Romane. Ihre Romanreihe mit dem Pariser Kommissar LaBréa wurde von der ARD/Degeto und teamWorx Filmproduktion verfilmt. Alexandra von Grote lebt in Berlin und Südfrankreich.

Mehr Informationen über Alexandra von Grote finden Sie auf ihrer Website: http://www.alexandra-vongrote.de/

Bei dotbooks erschienen bereits der Roman »Die Nacht von Lavara«, der Kriminalroman »Nichts ist für die Ewigkeit« sowie die Provence-Krimi-Reihe um Florence Labelle:

»Die unbekannte Dritte«

»Die Kälte des Herzens«

»Das Fest der Taube«

»Die Stille im 6. Stock«

Zudem veröffentlichte Alexandra von Grote bei dotbooks die Krimi-Reihe um Kommissar LaBréa:

»Mord in der Rue St. Lazare«

»Tod an der Bastille«

»Todesträume am Montparnasse«

»Der letzte Walzer in Paris«

»Der tote Junge aus der Seine«

»Der lange Schatten«

Die ersten drei Fälle von Kommissar LaBréa liegen auch als Sammelband unter dem Titel »Mord in Paris« vor.

DIE GESCHWINDIGKEIT DER STILLE von Alexandra von Grote – überall erhältlich, wo gute eBooks angeboten werden, und natürlich auch auf unserer WEBSITE, wo das eBook für Sie im Mobi-Format für den Kindle und als ePub für alle anderen Lesegeräte bereitsteht.