»Die Seemänner des 18. Jahrhunderts lebten in einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten, die mir als Schriftsteller eine große und fast unendliche Leinwand zum Erforschen boten.«
Ein Gespräch mit unserem Autor David Donachie über mutige Seemänner, die dreckige Kriegsrealität des 18. Jahrhunderts und seinen spannenden Seefahrerroman KLAR SCHIFF ZUR HÖLLENFAHRT.
Lieber David Donachie, was reizt Sie an dem Genre der nautischen Abenteuerromane – und warum haben Sie es mit Kriminalgeschichten verwoben?
David Donachie: »Als begeisterter Leser von Seefahrerromanen fühlte ich mich einfach automatisch zu diesem Thema hingezogen. Gleichzeitig wusste ich, dass ich etwas anders machen musste, etwas, das mich von anderen in diesem Genre abhob. Mein Agent meinte, Krimis seien der beste Weg zur Veröffentlichung, und ich hatte ohnehin eine Idee für eine Fernsehserie über Freibeuter, also schlug ich vor, eine Seefahrergeschichte aus dem 18. Jahrhunderts mit einem Krimi zu kombinieren. Dabei musste ich darauf achten, etwas anders zu machen als andere Marineautoren und mich gleichzeitig an bestimmte Regeln des Genres zu halten: Erstens, ein außergewöhnlicher Seemann – Protagonist Harry Ludlow –, der aus der königlichen Marine entlassen wird und sich beweisen will. Zweitens, jemand an Bord, der nichts über das Leben auf See weiß – sein Bruder James –, der nachfragen kann, wie Harry sein Schiff führt. Der dritte Hauptcharakter ist ein gewöhnlicher, aber weiser und loyaler Seemann, Pender, ein ehemaliger Dieb mit beneidenswerten Fähigkeiten. Die Geschichte um Freibeuter Harry Ludlow war in meinem Kopf immer als Serie gedacht, und dieses Trio diente als Grundlage für die Geschichten – wobei James und Pender immer nur begrenzt in der Lage sind, Harrys Temperament zu zügeln.«
Was schätzen Sie an Ihrem Protagonisten, dem Freibeuter Harry Ludlow – und inwieweit war er für Sie eine Herausforderung beim Schreiben?
David Donachie: »Harry Ludlow ist impulsiv und tut manchmal Dinge, die gegen den gesunden Menschenverstand verstoßen, aber er ist auch unglaublich mutig, einfallsreich und ein hervorragender Seemann. Die Herausforderung? Zwei verschiedene Geschichten nebeneinander zu erzählen – eine richtige Seefahrergeschichte, die für einen Leser, der neu in diesem Genre ist, einen Sinn ergeben muss, und einen Krimi, bei dem man bis zum Schluss nicht weiß, wer der Schuldige ist. Das war sowohl faszinierend und aufregend als auch geistig fordernd zu schreiben.«
Was fasziniert Sie am 18. Jahrhundert – der Zeit, in der Ihre Romane um den Freibeuter Harry Ludlow spielen?
David Donachie: »Die Zahl der Konflikte zwischen 1700 und 1815 war schwindelerregend, angefangen mit dem Spanischen Erbfolgekrieg. Doch in diesen Jahren wurde die britische Marine von scheinbaren Amateuren zu unumstrittenen Herrschern der Meere. Die Koalitionskriege bzw. Napoleonischen Kriege dauerten, mit einer kurzen Unterbrechung, 22 Jahre. Es war ein Konflikt, in dem ein Fähnrich, der 1793 in die Marine eintrat, in einem einzigen Krieg in den Rang eines Kapitäns oder sogar eines Admirals aufsteigen konnte. Die Harry Ludlows dieser Welt lebten in einer Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten, die mir als Schriftsteller eine große und fast unendliche Leinwand zum Erforschen boten.«
Welcher der sechs maritimen Romane aus Ihrer mitreißenden »Freibeuter Harry Ludlow«-Reihe liegt Ihnen besonders am Herzen – und warum?
David Donachie: »Als erster Band der Reihe nimmt KLAR SCHIFF ZUR HÖLLENFAHRT einen besonderen Platz in meinem Herzen ein, da er den Grundstein für die folgenden Bände legt. Der Kontrast zwischen Harrys Bruder James, Porträtist und ein Mann der Stadt, und dem robusteren Harry hat mir etwa die Möglichkeit für einführende Erklärungen und scharfsinnige Dialoge gegeben. Dann ist da noch der Diener Pender – ein ehemaliger Dieb, scharfzüngig, wenn nötig, und mit einer bewegten Vergangenheit. Die andere herausragende Geschichte ist für mich der dritte Teil der Reihe, KURS INS UNGEWISSE, der Harry, James und Pender zurück nach Hause zum Haus der Familie Ludlow in Deal führt. Es liegt an einem Ankerplatz an der Küste von Kent, nur dreißig Meilen von der französischen Küste entfernt. Die Morde und das Chaos in dieser Gegend sind das Ergebnis eines hochprofitablen Schmuggels, der in der Nähe eines Industriegebiets wie Kent so weit verbreitet war.«
Das Gespräch führte Frederik Bahr aus dem dotbooks-Lektorat.
David Donachie, 1944 in Edinburgh geboren, war ein schottischer Autor, der auch unter den Pseudonymen Tom Connery und Jack Ludlow Bekanntkeit erlangte. Sein Werk umfasst zahlreiche Veröffentlichungen; besonders beliebt sind seine historischen Seefahrerromane.
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