„Aufstand der Vampire“ von Jason Dark

11. Juli 2015
dotbooks
Programmleiter Timothy Sonderhüsken

Programmleiter Timothy Sonderhüsken

Timothy Sonderhüsken, Programmleiter bei dotbooks, stellt „Aufstand der Vampire“ von Jason Dark vor:

Steht man mit Anfang 40 eigentlich in der Blüte seines Lebens … oder schon mit einem Fuß über dem Abgrund? Manchmal weiß ich das nicht so genau. Aber eins ist klar: Als ich ein kleiner Junge war – sagen wir mal: mit elf, zwölf Jahren – schien es mir absolut unvorstellbar, dass ich irgendwann einmal SO alt sein würde.

 

Bücher haben damals schon eine wichtige Rolle in meinem Leben gespielt – unter anderem als Mutprobe. Für meinen besten Freund und mich bestand ein besonderer Reiz darin, uns die Jason-Dark-Romanhefte seines älteren Bruders unter den Nagel zu reißen, die er (vermeintlich kindersicher) auf seinem Kleiderschrank versteckte. Wir mussten abwarten, bis er zum Handball-Training verschwand, und einen wackligen Drehstuhl auf das Nachtschränkchen stellen, um dort oben hinzukommen. Dann liefen wir mit klopfenden Herzen wieselflink in den Keller, verkrochen uns in einer dunklen Ecke und begannen, uns mit Taschenlampen in den Händen gegenseitig vorzulesen. An der Seite des legendären Geisterjägers John Sinclair kämpften wir gegen Vampire, Ghoule und die Mordliga des Dr. Tod, waren fasziniert von Lilith, schwärmten zwischendurch ein kleines bisschen für Jane Collins und sagten immer wieder die Namen der Erzengel auf (wobei ich mich heute nicht mehr so genau erinnern kann, warum wir dies taten). „John Sinclair ist so cool“, sagte Andi andächtig, und wir nahmen uns fest vor, auch 190 Zentimeter groß zu werden wie unser Held. Zugegeben: Über das Ziel bin ich ein wenig hinausgeschossen …

Dass es sich bei den Werken von Jason Dark nicht um hohe Literatur handelte, ahnte ich damals schon; meine Mutter wollte „diese Heftchen“ jedenfalls nicht im Haus haben. Und doch waren sie für mich ein ganz besonderer Schatz – viel spannender als die kindgerechten „Jungen von Burg Schreckenstein“, viel exotischer als alles andere, was ich sonst zu lesen bekam.

jasondarkHeute weiß ich, dass hinter dem so international klingenden Pseudonym Jason Dark der Autor Helmut Rellergerd aus Bergisch-Gladbach steht, der seine erste Geisterjäger-Geschichte 1973 veröffentlichte. John Sinclair wurde zu einer der bekanntesten Romanserien Deutschlands, Jason Dark zum Synonym für Horror-Spannung und Grusel-Action. Neben der Erfolgsserie rund um die Kultfigur Sinclair schrieb Jason Dark auch Geschichten für andere Romanreihen – und ich freue mich sehr, sieben von ihnen nun bei dotbooks als eBooks neu herausbringen zu dürfen. Schon allein die Titel machen Lust auf mehr: AUFSTAND DER VAMPIRE, DER SCHWARZE ENGEL, ARENA DER SCHLANGEN, HOTEL DER TOTEN, DIE TEUFELSKLAUSE, BEI VOLLMOND HOLT DICH DER VAMPIR und IHR MANN, DER ZOMBIE. In diesen schnellen Horror-Thrillern begegnen wir Helden wie Derek Hammer, Jeff Harper und Damona King, durstigen Vampiren, Hexenjägern und so faszinierenden Gestalten wie Mascara Snake (ein Name, für den manches James-Bond-Girl vermutlich morden würde). Ganz besonders mag ich AUFSTAND DER VAMPIRE, in dem sich überall in Europa die Blutsauger-Sippen gegen die herrschenden Dämonen auflehnen (schon das erste Kapitel, das Sie auf unserer Website lesen können, ist ein Kracher). Doch der Dämonenfürst hat noch ein besonderes Ass im Ärmel, mit dem er die Untoten vernichten kann: die Blutpest! Und mitten in diesen Krieg der Übernatürlichen geraten zwei beste Freunde, die eigentlich … aber nein, das verrate ich an dieser Stelle nicht.

Eins muss ich zugeben: Aus heutiger Sicht halte ich diese Romane ganz sicher nicht für kindgerechte Literatur – aber sie sind ganz einfach perfekte Unterhaltung! Jason Dark fesselte mich sofort wieder, und ich konnte den Reader erst zur Seite legen, nachdem ich den letzten Satz mit einem zufriedenen Seufzen gelesen hatte. Denn da war es wieder, das wohlige Kribbeln im Nacken, das ich aus meiner Kindheit kenne. Und das ist doch ein schöner Gedanke: Lesen ist heute keine Mutprobe mehr für mich, ich muss nicht mehr auf wacklige Stühle klettern, um die Bücher zu bekommen, die ich mir wünsche. Aber ganz egal, ob mit 12, 42 oder 82 – eine gute Geschichte ist und bleibt ein Abenteuer. Und dafür ist man nie zu alt!