BEATE SCHAEFER IM INTERVIEW

12. April 2019
dotbooks

»So entspinnt sich ein Duell, in dem es um Leben und Tod geht.«

Ein Gespräch mit unserer Autorin Beate Schaefer über außergewöhnliche Frauen, die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind, die verbotene Liebe zwischen einer Schauspielerin und einem kirchlichen Würdenträger und die spannenden antiken Schauplätze in ihren historischen Romanen DIE GELIEBTE DES BISCHOFS und DIE TOCHTER DER EWIGEN STADT.

Liebe Frau Schaefer, DIE TOCHTER DER EWIGEN STADT spielt in Rom zur Herrschaftszeit von Kaiser Augustus, DIE GELIEBTE DES BISCHOFS im Trier des 4. Jahrhunderts. Warum ausgerechnet diese Schauplätze?

Beate Schaefer: »Meine Liebe zur Antike wurde schon während meiner Kindheit geweckt. 1989 war ich zum ersten Mal in Rom und eine Büste des Kaisers Augustus hatte es mir gleich angetan. Damit bin ich zweitausend Jahre später noch auf seine Propaganda hereingefallen … Die Folge dieser ›Verliebtheit‹ war für mich die intensive Auseinandersetzung mit der römischen Geschichte. Iulia, die Tochter des Augustus und gleichzeitig Heldin meines Romans DIE TOCHTER DER EWIGEN STADT, ist für heutige Verhältnisse bereits eine sehr moderne, unkonventionelle Frau: gebildet, witzig, gegen die strengen Gesetze ihres Vaters rebellierend – und das kann ihr Vater nicht dulden. Über diesen Konflikt zwischen einer starken Frau und dem Patriarchat wollte ich unbedingt schreiben, und so entspinnt sich in meinem Roman ein Duell, in dem es um Leben und Tod geht.

Auch für DIE GELIEBTE DES BISCHOFS war eine historisch verbürgte Frauenfigur meine Inspiration: Pelagia – in meinem Roman heißt sie Marcia – war im vierten nachchristlichen Jahrhundert eine berühmte Schauspielerin in Antiochia. Bei einer zufälligen Begegnung mit dem Bischof Nonnus verliebten sich die beiden ineinander. Die heidnische Pelagia konvertierte zwar zum Christentum, doch ihre Liebe konnten sie trotzdem nicht leben. Nach ihrem Tod wurde sie immerhin zur Schutzheiligen der Theaterleute … Diese außergewöhnliche Liebesgeschichte wollte ich abseits von geschönten Heiligenlegenden erzählen. Dabei habe ich sie bewusst in das antike Trier verlegt, um sie für meine Leserinnen und Leser näher heranzuholen. Das Thema einer verbotenen Liebe, die sich gegen gesellschaftliche Widerstände behaupten muss, findet sich jedoch in allen Epochen wieder und ist auch heute noch aktuell.«

Wie kamen Sie darauf, das Theater im antiken Trier in DIE GELIEBTE DES BISCHOFS eine so wichtige Rolle für den Roman spielen zu lassen?

Beate Schaefer: »Bei meinen Recherchen zu DIE GELIEBTE DES BISCHOFS fand ich heraus, dass es in der Antike im Falle einer verbotenen Liebe zwischen Bischof und Schauspielerin einen noch viel gravierenderen Konflikt gab als ›nur‹ den Zölibat – der damals zwar gewollt und gelebt wurde, aber nicht dogmatisch vorgeschrieben war. Das römische Theater war ein heiliger, Dionysos geweihter Ort, die Spiele fanden an Feiertagen statt und wurden mit einer heiligen Messe eröffnet. Es war also ein kultischer Ort – und damit für die Christen ein Ort des Teufels. Schauspieler, die Christen wurden, durften ihren Beruf daher nicht weiter ausüben. Dazu kam, dass Sänger, Tänzer, Musiker, Schauspieler und vor allem Schauspielerinnen in der antiken Komödie, die damals die Bühnen beherrschte, Dinge taten und sagten, die Christen strengstens verboten waren. Und so wetterten die christlichen Autoren der Spätantike gegen das Theater – das Zerrbild der Schauspielerin als lasziver Verführerin hat sich ja in vielen Fällen bis heute gehalten. Dieser Konflikt zwischen Christentum und Theater macht die Beziehung zwischen einem Bischof und einer Schauspielerin so spannend – wenn sie ihre Liebe zulassen, könnten beide verlieren, an was sie bisher geglaubt haben und was ihnen wichtig ist. Eine wichtige Szene in meinem Roman ist deshalb jener Moment, in dem Bischof Brittos Gefühle für die Schauspielerin Marcia so stark werden, dass er, obwohl sein Glaube und sein Amt es ihm verbieten, ins Theater geht, um sie auf der Bühne zu sehen.«

Vieles in DIE GELIEBTE DES BISCHOFS spiegelt also die damaligen Gegebenheiten wider und auch in DIE TOCHTER DER EWIGEN STADT kommen geschichtliche Persönlichkeiten und Ereignisse vor. Wo bewegen sich Ihre Geschichten zwischen überlieferten Fakten und Fiktion?

Beate Schaefer: »In DIE TOCHTER DER EWIGEN STADT halte ich mich eng an die Überlieferung. Es gibt kaum Figuren im Roman, die nicht historisch belegt sind – selbst die Zwerge Iulias hat es gegeben. Die römische Kaiserzeit ist so gut erforscht, dass man meinen Roman auch als spannende Romanbiografie über Iulia lesen kann: die Tochter des mächtigen Kaisers, der sie als Bedrohung empfand und sie deshalb zerstörte.

In DIE GELIEBTE DES BISCHOFS verhält es sich etwas anders. Zwar stand auch hier die gründliche Recherche über das römische Theater der Spätantike und den Konflikt zwischen Heidentum und Christentum am Anfang, und auch Bischof Britto hat es in der besagten Zeit, 382 nach Christus, gegeben. Meine Protagonistin Marcia ist jedoch eine fiktive Figur, angelehnt an das Vorbild der heiligen Pelagia. Die Schauspielerin verliebt sich in Britto – eine verbotene und gefährliche Liebe –, und ich habe mich bei jeder Wendung der Geschichte gefragt: Was empfindet sie in diesem Moment, was sind ihre Möglichkeiten, welche davon würde sie wahrscheinlich wählen? Und das Schöne beim Schreiben ist ja, dass die Figuren gerne auch ein Eigenleben entwickeln und mich führen statt umgekehrt.«

Das Gespräch führte Alina Schorn aus dem dotbooks-Lektorat.

Beate Schaefer, geboren 1961 in Frankfurt am Main, studierte Germanistik und Kunstgeschichte. Danach arbeitete sie als PR-Referentin, ehe sie sich 1996 als freie Autorin und Übersetzerin selbstständig machte. Sie veröffentlichte seitdem mehrere Romane und Theaterstücke. Heute lebt Beate Schaefer mit ihrem Mann in Kiel und Lübeck. In der Stadt an der Trave gründete sie zudem 2017 die Kunstgalerie »NausikaART«.

Bei dotbooks veröffentlichte Beate Schaefer die historischen Romane DIE TOCHTER DER EWIGEN STADT und DIE GELIEBTE DES BISCHOFS.

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