Britta Habekost im Interview

20. Januar 2017
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Britta Habekost (c) Martin Hausler

„Ich denke, es ist eine Urangst von Menschen, plötzlich in der absoluten Ungewissheit und Gewalt fremder Menschen zu sein“

Ein Gespräch mit unserer Autorin Britta Habekost über den Reiz des Ausgeliefertseins, menschliche Ermittler und ihren Krimi EIN DUNKLES SPIEL:

 

Liebe Britta, in deinem Krimi EIN DUNKLES SPIEL rollen die Kommissare einen ungeklärten Entführungsfall neu auf und blicken in die Tiefen menschlicher Abgründe. Was hat dich zu dieser spannenden Geschichte inspiriert?

Britta Habekost: „Wenn ich Filme gesehen habe, in denen es um Entführungen ging, hat mir das immer sehr viel ausgemacht. Ich denke, es ist eine Urangst von Menschen, plötzlich in der absoluten Ungewissheit und Gewalt fremder Menschen zu sein. Aber dann bin ich im Netz auf einen Artikel über professionelle Entführungsagenturen gestoßen, die in den USA wie Pilze aus dem Boden schießen. Und natürlich kannte ich den Film THE GAME. Ich fand die Idee aufregend, dass Menschen sich freiwillig und unter erheblichem finanziellem Aufwand einer solchen Agentur ausliefern. Zum Beispiel um ein Verbrechen vorzutäuschen, den Ex-Freund in tiefe Sorge zu stürzen oder aber wie in den meisten Fällen, um den sexuellen Kick zu erleben. Als ich mich in das Thema hinein gedacht habe, wurde mir klar, dass es womöglich wirklich einen großen Reiz hat, auf diese Art und Weise ausgeliefert zu sein, wenn man es selbst bestimmen kann.“

 

habekost-ein-dunkles-spiel-2In EIN DUNKLES SPIEL steht der Kriminalfall im Vordergrund, doch auch Hauptkommissarin Jelene Bahl wird mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. War es dir wichtig, auch die private Seite der Ermittler zu zeigen?

Britta Habekost: „Wenn ich Krimis lese, fasziniert mich das Private – das Wesen und die Vergangenheit der Ermittler – viel mehr als der Fall, den sie lösen müssen. Natürlich nur, wenn es keine banale Geschichte ist. Seien wir mal ehrlich: In den meisten Krimis werden Fälle behandelt, die sich in der Realität so nie abspielen würden. Und wahrscheinlich gibt es in Wirklichkeit auch nicht so viele illustre Personen mit derart individuellen Einzelschicksalen. Viele Kommissare erlauben sich im Krimi-Genre Marotten, die ihnen niemand durchgehen lassen würde. Trotzdem ist das Persönliche immer faszinierend. Ich liebe es, wenn im Krimi der aktuelle Fall an den Fundamenten der Ermittler kratzt und ihre Verletzlichkeit durch das Drama in der Außenwelt auf großer Flamme köchelt.“

 

Habekost, Ein dunkles Spiel 1Als „Tatort“ für EIN DUNKLES SPIEL hast du Mannheim gewählt. Was macht diese Stadt so besonders für den Krimi und für dich selbst?

Britta Habekost: „Ich lebe ganz in der Nähe dieser Stadt und habe sie über die Jahre lieben gelernt, habe sowohl ihre dunklen Ecken entdeckt, wie auch all das Schöne, von dem viele Leute von außerhalb gar keine Ahnung haben. Mannheim ist für mich nicht nur geografisch ein Grenzort. Es liegt am Ende eines Bundeslandes und wird durch einen großen Fluss vom anderen getrennt. Außerdem ist sie teilweise von einem dichten, großen Wald umgeben. Ich fragte mich, warum ich einen Krimi in einer anderen Stadt ansiedeln sollte, wo ich doch hier lebe. Außerdem ist Mannheim, was die Aufmerksamkeit von außen angeht, extrem unterrepräsentiert, ein ziemlich weißer Fleck in der deutschen Krimilandschaft. Viele Menschen können sich ein Bild von einer Stadt machen, obwohl sie niemals dort waren, nur weil darin irgendein bekannter Krimi spielt. Ich wünsche mir, dass das bei ‚Monnem‘ auch der Fall ist.“