Christine Grän über ihren Roman „Heldensterben“

12. Oktober 2016
dotbooks
christine-graen_1_cangelika-bardehle

Christine Grän (c) Angelika Bardehle

DAS ERSTE UND DAS LETZTE

Unsere Autorin Christine Grän über erste Sätze, das Schreiben und ihren Roman „Heldensterben“

 

„Der Tod ist leicht, aber das Sterben.“ Kaum vorstellbar, dass ich für diesen ersten Satz vier Wochen brauchte. Dreißig Tage (und Nächte) dachte ich darüber nach, wie der Roman „Heldensterben“ beginnen könnte. Dann hatte ich es, setzte ich mich an den Computer und legte los …

E_Graen_Heldensterben_01.inddIch kann keinen Roman beginnen, wenn ich nicht den (für mich) perfekten ersten Satz gefunden habe. Das ist ein Fluch, mit dem ich seit dreißig Jahren schreibe. Es gibt sicher Schlimmeres. Denn ich verehre erste Sätze. Wie den: „Die Parsen bringen ihre Toten in die Türme des Schweigens, wo die Geier ihre stumme Arbeit tun.“ (aus: „Dame sticht Bube“). Nach meiner Erinnerung waren es drei Wochen, bis er mir einfiel. Die „Erste-Sätze-Zeit“ ist immer sehr stressig, früher habe ich eine Zigarette nach der anderen gequalmt, inzwischen bin ich leider Nichtraucherin.

Einmal möchte ich einen Roman schreiben, der nur aus ersten Sätzen besteht. Doch auch der letzte hat seinen Charme. Das Ende. Das Loslassen. Nach vielen Stunden des Nachdenkens im Wien-Roman: „Helden müssen über Leichen gehen, Heldinnen über Männer.“