„Die Söhne der Wölfin“ von Tanja Kinkel

12. Dezember 2014
dotbooks

TimTimothy Sonderhüsken, Programmleiter, stellt Tanja Kinkels „Die Söhne der Wölfin“ vor:

Darf ich diesmal mit einem gewichtigen Satz anfangen? „Nichts hat die Kultur des Abendlandes so nachhaltig geprägt wie das Christentum.“ Keine Sorge, es geht nun nicht so bedeutungsschwanger weiter – denn ich möchte hinzufügen: „Wenig hat meine Lesewünsche so geprägt wie meine alte illustrierte Kinderbibel.“ Und ich überlasse es nun Ihnen zu entscheiden, ob dies gut oder schlecht ist.

Väter, die ihre Töchter opfern, Jungen, die mit Steinschleudern töten, ein ganzes Heer, das unter tosenden Wellen begraben wird … Wenn ich heute darüber nachdenke, frage ich mich, ob die Geschichten aus dem Alten Testament wirklich die richtige Lektüre waren, um aus mir einen friedfertigen Menschen zu machen. Oder sind sie vielleicht gerade der Grund dafür? Meine Kinderbibel hat mich damals in eine längst vergangene Zeit entführt; sie hat mich eine fremde, archaische Weltordnung kennenlernen lassen, die mich faszinierte und die ich doch zutiefst ablehnte. Ich glaube, dass zu diesem Zeitpunkt mein Gerechtigkeitsempfinden seine volle Ausprägung fand – und meine Überzeugung, dass religiöse oder moralische Weltbilder niemals unreflektiert akzeptiert werden dürfen.

Während ich 1977, eingerollt in meine rotgestreifte Kuscheldecke, atemlos las, wurde aber vor allem der Grundstein dafür gelegt, dass ich heute noch Romane liebe, die mich in die Vergangenheit entführen – und mich mit mutigen Charakteren bekannt machen, die nicht bereit sind, sich den Gesetzen ihrer Zeit und den gängigen Moralvorstellungen zu beugen.

 

Tanja Kinkel DIE SÖHNE DER WÖLFINIch erinnere mich noch gut daran, wie ich 2001 zum ersten Mal von Tanja Kinkels „Die Söhne der Wölfin“ hörte und es kaum erwarten konnte, diesen Roman über den Gründungsmythos der Ewigen Stadt Rom zu lesen. Bis heute begeistert er mich aus verschiedenen Gründen. Da gibt es natürlich die Hauptfigur: Ilian, eine etruskische Prinzessin, die um ihr Geburtsrecht betrogen wird und zu allem bereit ist, um sich ihren Herrschaftsanspruch zurück zu erobern.

Habe ich Ilian während der Lektüre ins Herz geschlossen? Ja, durchaus – aber immer mit einem leichten Frösteln. Ilian ist ebenso skrupellos wie mutig; sie kalkuliert mit kühlem Verstand und scheinbar kaltem Herzen, doch immer wieder blitzt auch ihre Verletzlichkeit durch. Der besondere Kunstgriff: Als Leser haben wir nie die Möglichkeit, in Ilians Gedanken zu schlüpfen; Tanja Kinkel versteht es meisterhaft, sie uns lediglich durch die Augen ihrer Zeitgenossen sehen zu lassen. So entsteht das vielschichtige, manchmal widersprüchliche, immer faszinierende Bild einer Frau, die man nicht so schnell vergisst.

 

Tanja Kinkel (c) privat

Tanja Kinkel (c) privat

Wie in allen Romanen der Bestsellerautorin Tanja Kinkel sind es aber auch die Nebenfiguren, die begeistern. Der FOCUS schrieb dazu: »Geradezu meisterhaft zeichnet Kinkel die verschiedenen Charaktere nach. Ein historischer Roman von seltener Eindringlichkeit, in dem nicht nur die geschichtliche Handlung, sondern auch und vor allem die Psychologie der Figuren auf großartige Weise verdeutlicht wird.«

Und zuletzt möchte ich noch die Zeit erwähnen, in der Tanja Kinkel „Die Söhne der Wölfin“ ansiedelt. Es war für mich ein Vergnügen, in die so fremde und doch faszinierende Kultur der Etrusker und des alten Ägyptens einzutauchen – und hautnah mitzuerleben, wie aus Ilians Träumen schließlich Rom entsteht. Jene Stadt, ohne die auch der Siegeszug des Christentums nicht nie möglich gewesen wäre …

 

Der Junge, der 1977 staunend in seiner Kinderbibel las, und der Mann, der 2001 gerade die ersten Schritte in der Verlagslandschaft tat, konnten zwei Dinge nicht wissen: dass ich eine der besten Unterhaltungsautorinnen der Gegenwart als Lektor begleiten würde – und ich Tanja Kinkel heute noch dazu eine Freundin nennen darf. Es ist mir daher eine Ehre, dass sie dotbooks die Neuausgabe ihres Klassikers „Die Söhne der Wölfin“ anvertraut hat.

Und ein Gedanke gefällt mir ganz besonders – dass irgendwo dort draußen nun jemand diesen Roman liest und sagen wird: „Dieses eBook hat für mich die Messlatte für historische Romane sehr, sehr hochgelegt.“ Überzeugen Sie sich selbst: Hier steht eine kostenlose XXL-Leseprobe für Sie zum Download auf jeden eReader bereit.