Ein Gespräch mit unserem Autor Paul Harding über den außergewöhnlichen Protagonisten seiner historischen Krimi-Reihe EIN FALL FÜR HUGH CORBETT, MEISTERSPION VON EDWARD I., geschichtliche Hintergründe und welches seiner Bücher ihm am meisten am Herzen liegt.
»In keiner Stadt erwacht das Mittelalter so wahrhaftig zum Leben wie in Oxford.«
Lieber Mr. Harding, wie kam Ihnen die Idee für Hugh Corbett, den Protagonisten Ihrer historischen Krimireihe?
Paul Harding: »Grundsätzlich ist der Staatssekretär und Meisterspion Hugh Corbett meiner Vorstellungskraft entsprungen. Dennoch wollte ich ihn realistisch und zeitgetreu darstellen. Schreiber wie Corbett hatten eine enorm wichtige Rolle im englischen Königreich des 14. Jahrhunderts inne: Nicht nur waren sie Beamte in den großen Staatsämtern, sondern gleichzeitig auch häufig Ritter mit Schwert und Rüstung, die in den königlichen Heeren kämpften. Angelehnt ist Corbett tatsächlich auch an eine historische Persönlichkeit: John Drokensford, später Bischof von Bath und Wells, wurde vom König als Ermittler beauftragt, als 1305 in die Schatzkammer eingebrochen wurde – er sorgte dafür, dass die Diebe gefasst wurden, und es gelang ihm, fast alle gestohlenen Juwelen zurückzubringen. In meinen Romanen setzt Hugh Corbett sich stets für das Wohl des Königreichs ein, genau wie Drokensford damals.«
Was sind Hugh Corbetts größte Stärken und Schwächen?
Paul Harding: »Corbett ist sehr gut darin, seine Fälle mit messerscharfem Verstand, eisernem Fokus und einem genauen Auge für jedes noch so kleine Indiz zu lösen. Dies sind zu einem gewissen Grad seine natürlichen Talente, die er aber durch sein Studium in Oxford noch feingeschliffen hat. Immer wieder muss Corbett allerdings auch feststellen, dass Gesetz und Gerechtigkeit nicht immer Hand in Hand gehen. Im Mittelalter standen harte Strafen nun mal leider an der Tagesordnung – Corbett versucht dabei Fairness walten zu lassen, doch das bringt ihn so manches Mal in Teufels Küche …«
Die Nordseeinsel Spiekeroog, der kleine Buchladen in Nordfriesland – immer wieder verschlägt es die Freundinnen aIn DIE TOTE IM KLOSTER, Band 1 Ihrer Krimi-Reihe, geht es um einen geheimen Spionagekrieg zwischen England und Frankreich im 14. Jahrhundert. Gibt es reale Hintergründe?
Paul Harding: »Anfang des 14. Jahrhunderts wurden sowohl England als auch Frankreich von mächtigen Königen regiert: Edward Plantagenet und Philip Capet. Beide strebten nach Ehre und Ruhm. Philip hielt sich für den nächsten Karl den Großen, den Herrscher Europas. Edward dagegen wollte England schon damals zu einem großen Vereinigten Königreich machen. Beide Staaten hatten deswegen stets ein Auge aufeinander – und hierfür waren Spionagenetzwerke ein entscheidendes Mittel: einflussreiche Männer und Frauen, die bereit waren, Informationen zu verkaufen. Ein unglaublich gefährliches Unterfangen, denn wurden sie entlarvt, drohten ihnen furchtbare Todesstrafen. Es war eine dunkle, aufgewühlte Zeit, aber auch unglaublich spannend. Der ideale Stoff für einen Kriminalroman.«
Das Gespräch führte Alina Hettmann aus dem dotbooks-Lektorat.
Paul Harding ist ein Pseudonym des Schriftstellers Paul Doherty. Er wurde 1946 in Middlesbrough geboren und studierte Geschichte an der Liverpool University und in Oxford. Unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte er zahlreiche Bücher, so zum Beispiel mehrere historische Krimi-Reihen, für welche er vielfach ausgezeichnet wurde – unter anderem mit dem Pulitzer Preis. Viele seiner Fälle basieren auf ebenso wahren wie schockierenden Ereignissen.
Die Website des Autors: www.paulcdoherty.com/
Bei dotbooks erschien die mittelalterliche Spannungsreihe um den englischen Meisterspion Hugh Corbett: DIE TOTE IM KLOSTER, DER KAPUZENMÖRDER, DER MÖRDER VON GREENWOOD, DAS LIED DES TODES, DER SCHWUR DES TEMPLERS und DIE TEUFELSJAGD.