Ein Gespräch mit Daniel Scholten über seine Krimis

14. Juli 2017
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DanielScholten 01 (c) Petra Hennemann

Daniel Scholten (c) Petra Hennemann

„Ich mag das Rätsel, das Deuten von Zeichen“

Ein Interview mit Daniel Scholten über seine vier Stockholm-Krimis rund um Kommissar Cederström von der Reichsmordkommission.

 

Was hat Sie zu dem besonderen Fall inspiriert, den Sie in Ihrem Kriminalroman DER ZWEITE TOD aufrollen?

Daniel Scholten: „Die Freude am Rätsel. Kommissar Cederström steht in diesem – und jedem – meiner Romane vor einem widersprüchlichen Tatortbild. Der Widerspruch muss ungeheuerlich sein. In DER ZWEITE TOD wird die Polizei vom Nachbarn des Mordopfers alarmiert – doch nachdem man die Leiche gefunden hat, erweist sich die Nachbarwohnung dann als leer. Wer hat also die Polizei angerufen … und warum? Ich mag den Schauer und das Unheimliche.“

 

Scholten, Die falsche ToteDer zweite Fall für Kjell Cederström, DIE FALSCHE TOTE, wurde von Deutschlands Krimipapst Tobias Gohlis gefeiert: „Scholten steuert seine Truppe souverän und unterhaltsam durch die Schären, überrascht mit einer ausgeklügelten Auflösung und einer ganzen Menge technischer Abenteuer. Kurz, das ist einfach gut gemachte Unterhaltung.“ Wie wichtig ist Ihnen solches Lob?

Daniel Scholten: „Es hat mich erstaunt, dass ich mit einem ursprünglich im Taschenbuch erschienenen Krimi eine ganze Spalte im Feuilleton der ZEIT füllte – dort geht es ja meist darum, ob ein Buch die Themenwelt der Journalisten bedient, weshalb mir als Schriftsteller sonst das Urteil eines normalen Lesers viel mehr bedeutet. Herr Gohlis war allerdings als echter Krimifan von der Spannung und dem Rätsel angetan, und das hat mich natürlich sehr gefreut.“

 

Im Mittelpunkt von DER KOPFLOSE ENGEL steht eine Tote, die genetisch mit keinem anderen Volk der Welt verwandt ist – wie kommt man auf so eine Idee?

Daniel Scholten: „Mein Ansatz gleicht dem von Umberto Eco: Ich mag das Rätsel, das Deuten von Zeichen, und ich schöpfe meinen Inhalt aus meinen wissenschaftlichen Interessen. DER KOPFLOSE ENGEL greift ein echtes Rätsel auf: Was geschah mit einem legendären Volk, das in den Schatten der Vergangenheit verschwunden zu sein schien? Nun taucht es wieder auf, mitten in Stockholm – und ist bewaffnet …“

 

Scholten, Im Namen der DunkelheitDER NAME DER DUNKELHEIT spielt im winterlichen Stockholm – in welcher Jahreszeit finden Sie die schwedische Hauptstadt besonders reizvoll?“

Daniel Scholten: „Im Winter geht die Sonne erst gegen elf Uhr auf und bereits um zwei Uhr wieder unter. Am höchsten Punkt ist sie in der Stadt nur in Straßenschluchten zu sehen. Die Stockholmer stellen darum sogar auf den Bürgersteigen Kerzen als Muntermacher auf. In DER NAME DER DUNKELHEIT nutze ich all die besonderen Augenblicke, die Stockholm im Winter bietet, zum Beispiel nächtliches Skifahren auf der Hauptstraße. Die Geschlossenheit durch Dunkelheit und Schnee sind für einen klassischen Krimi ein wunderbares Ambiente.“