Gesine Schulz im Interview
„Meine Geschichten schreibe ich am liebsten im Bett“
Ein Gespräch mit Gesine Schulz, Schöpferin der Krimiserie rund um die ermittelnde Putzfrau Karo Rutkowsky – die mit Feuer und Feudel dem Verbrechen zu Leibe rückt.
„Liebe Gesine Schulz, Ihr Buch „Ausgebadet“ eröffnet die Serie rund um Karo Rutkowsky, Putzfrau und Detektivin aus Leidenschaft. Was ist Ihnen an Ihrem Buch besonders wichtig?“
Gesine Schulz: „Dass die Karo-Krimis unterhalten. Sie sind temporeich, selten sehr blutig. Oft schräg. Karo Rutkowsky erledigt ihre Fälle mit Schwung. Nicht immer legal aber gründlich. Und falls Sie sich fragen, ob Karo schießen kann. Selbstverständlich. Karo kann sehr gut schießen. Sie trifft nur nicht immer.“
„Was hat Sie zu Ihrem Buch inspiriert?“
Gesine Schulz: „Karo tauchte in meinem Kopf auf, nachdem ich mit einer schwarzarbeitenden Putzfrau geplaudert hatte. Sie putzte nur in Villen, verdiente sehr gut und wusste natürlich „alles“ über ihre Kundschaft. Blitzartig wurde mir klar: meine geplante Privatdetektivin müsste unbedingt gleichzeitig Putzfrau sein. Es wäre der ideale Zweitberuf für sie…“
„Wie darf man sich Ihren Arbeitsplatz vorstellen?“
Gesine Schulz: „Weich. An meinen Geschichten schreibe ich am liebsten morgens im Bett. Mit Laptop, Katze … – oder besser: Katzen, Tee. Für Recherchen, E-Mails, Blog, Twitter usw. ziehe ich an den Schreibtisch um. Meist als ich, manchmal als Karo, die ja ebenfalls twittert. Und mehr Follower hat als ich. Überzeugen kann man sich davon unter twitter.com/KaroRutkowsky.“
„Welche Figur aus Ihrem Buch würden Sie gerne einmal im realen Leben treffen und welche überhaupt nicht?“
Gesine Schulz: „Gleich unter Karo Rutkowskys schäbigem Büro in der Lichtburg, einem Essener Kult-Kino, befindet sich die legendäre Film-Bar. Dort würde ich Karo gerne mal auf ein Cocktail treffen. Natürlich dürften einige der fiktiven Figuren aus den Geschichten zu einer kleinen Party dazu stoßen. Allen voran ihre Freundin Moni, die Schwarze Hetta, Karos Pistolenplätzchen backende Mutter Hildegard und Karos Ex, der Polizist Lutz.
Ein paar der Personen aus dem wirklichen Leben, die ich in den Krimis „verbraten“ habe, würde ich auch einladen.
Wem ich allerdings nicht begegnen möchte, das wären die New Yorker Riesenkakerlaken. Ich habe ja lange in New York gelebt und musste mich an Kakerlaken in Wohnungen gewöhnen, aber diese riesigen fand ich schrecklich. Sind mir zum Glück nur zweimal begegnet. Karo verhelfen sie in Manhattan allerdings zur Lösung ihres Falls.“
„Haben Sie in Ihrem Buch einen Lieblingssatz, gibt es eine Szene, auf die Sie besonders stolz sind?“
Da gibt’s natürlich eine ganz besondere Szene. Sie zeigt, dass Karo in jeder Lebenslage den Tag retten kann.
„‚Haltet den Dieb! Haltet den Diiiiieb!‘ Karo drehte sich um. Das Meer der die Kettwiger Straße füllenden Passanten teilte sich. Ein junger Mann, eine Mandarina-Duck-Handtasche vor die Brust gepresst, sprintete die Straße hoch. Den Zwiebelkuchen im Mund, das Besteck noch in den Händen, trat Karo vor und stellte ihm ein Bein. Er fiel auf die Tasche, aufs Gesicht, aufs Pflaster. Karo schwang ein Bein über ihn und setzte sich rittlings auf seinen Rücken. Einer seiner Wirbel knackte. ‚Aahuuu …!‘, machte er und versuchte, sich herumzurollen. ‚Eine Bewegung und ich steche zu‘, sagte Karo, etwas undeutlich, mit vollem Mund. Sie hielt die spitze Gabel hinter sein linkes Ohr und drückte leicht an. Der Mann erschlaffte.“