Linda Cuir im Interview zu „Der Himmel über Ceylon“

17. März 2017
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Cuir, Linda (c) privat

Linda Cuir (c) privat

„Die Idee, Schriftstellerin zu werden, war für mich eigentlich undenkbar“

Ein Gespräch mit unserer Autorin Linda Cuir über das Schicksal „unberührbarer“ Frauen, eine eindrucksvolle Reise und ihren Roman DER HIMMEL ÜBER CEYLON:

 

Frau Cuir, mit dem Roman DER HIMMEL ÜBER CEYLON entführen Sie Ihre Leser nach Ceylon, dem heutigen Sri Lanka. Was inspirierte Sie zu dieser exotischen Schicksalsgeschichte?

Linda Cuir: „Mitte der sechziger Jahre besuchte ich die Insel Ceylon. Ein engagierter Reiseleiter, der seit Jahren dort lebte, zeigte mir nicht nur die Schönheiten, sondern auch die Schattenseiten des Landes. Ausführlich erzählte er über den Hinduismus mit seinem Kastensystem und über den Glauben an Wiedergeburt und die Verehrung zahlreicher Götter. Vor einer Besichtigungsfahrt ins Hochland zu einer Teeplantage erfuhr ich von dem unwürdigen Leben und Schicksal der Teepflückerinnen, die dort in schäbigen Hütten lebten. Sie gehörten zu den sogenannten ,Unberührbaren‘. Trotzdem waren die Frauen fröhlich. Sie kannten ihre Geburtsgruppe. Sie fügten sich ihrem Schicksal. Seit dieser Reise war es mein Ziel, über dieses erniedrigende Leben des teils bis heute existierenden Kastenwesens zu erzählen.“

 

Cuir, Der Himmel über Ceylon 1Frau Cuir, die Hauptfigur Ihres Romans DER HIMMEL ÜBER CEYLON, Anjali, ist eine wahre Kämpferin. Gibt es für diese starke Figur ein Vorbild in Ihrer Familie oder Ihrem Freundeskreis? Vielleicht Sie selbst?

Linda Cuir: „Meine Protagonistin will sich nicht mit dem Platz im Leben abfinden, der ihr durch Geburt bestimmt ist. Sie beweist durch ihren starken Willen und mit ihrem  Durchhaltevermögen, dass jeder Mensch sein Schicksal verändern kann. Auch ich habe nicht aufgegeben, als ich bei meinen monatelangen Recherchen immer wieder auf Bollwerke des Schweigens und angeblicher Ahnungslosigkeit stieß. Die ,Unberührbaren‘ sind ein unerwünschtes Thema.“

 

Frau Cuir, Sie haben spät mit dem Schreiben begonnen. War es ein lang gehüteter Traum oder eine spontane Idee, einen Roman wie DER HIMMEL ÜBER CEYLON zu schreiben?

Cuir, Der Himmel über Ceylon 3Linda Cuir: „Meine Leidenschaft, Geschichten zu erfinden, hat bereits im Kindesalter begonnen. Doch die Idee, Schriftstellerin zu werden, war für mich undenkbar. Schriftsteller glichen in meinen Augen damals Göttern, zu denen ich ehrfurchtsvoll aufblickte.
Nach Beendigung meines Berufslebens erfüllte ich mir den Traum vom Schreiben. Ich begann mit Kurzgeschichten, und das Glück wollte es, dass einige in Anthologien veröffentlicht wurden. Danach packte mich der Ehrgeiz. Ich besuchte Schreibseminare, um endlich die eine Geschichte zu schreiben, die mich seit Jahren bewegte. Und nun ist DER HIMMEL ÜBER CEYLON erschienen – und das auch noch mit überragendem Erfolg! Ich bin sehr glücklich und stolz.“