Sibylle Baillon im Interview zu „Schwestern im Sturm“

7. April 2017
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Sibylle Baillon (c) privat

„Ich wurde schon immer von der Vergangenheit magisch angezogen!“

Ein Gespräch mit Sibylle Baillon über eine Begegnung mit Napoleon, die Wogen einer Revolution und ihren Roman SCHWESTERN IM STURM:

 

Liebe Frau Baillon, was hat Sie zu Ihrem Roman „Schwestern im Sturm“ inspiriert?

Sibylle Baillon: „Als junges Mädchen gab mir mein Vater ein sehr altes Buch zu Lesen. Es handelte sich um einen Roman über eine Hofdame der Kaiserin Josephine. Die in dem Roman beschriebene Atmosphäre der damaligen Zeit hat mir so gut gefallen, dass es für mich fast eine Selbstverständlichkeit war, in diese Welt zurückzukehren. Den Roman SCHWESTERN IM STURM zu verfassen, wurde für mich in gewisser Weise eine Möglichkeit, in diese Ära einzutauchen und somit nicht nur Zuschauer zu bleiben, sondern selbst mitwirken zu dürfen.“

 

Ihr Roman spielt zur Zeit der Französischen Revolution. Was fasziniert Sie an dieser Epoche?

Baillon, Schwestern im Sturm 1Sibylle Baillon: „Einfach alles! Ich wurde schon immer von der Vergangenheit magisch angezogen. Davon, wie die Menschen lebten, von der Härte des Lebens und der Kraft, die sie aufbringen mussten, um zu überleben. Das bezieht sich auf alle historischen Ereignisse, in allen Ländern. Aber besonders auf die Französische Revolution, die – in ganz Europa – große Veränderungen bewirkte. Von dem Zeitalter der Aufklärung ausgehend, über den Terror, zurück zur Monarchie und wieder hin zur Republik, handelte es sich wohl um eines der schreckensreichsten Ereignisse dieser Epoche. Besonders lag mir am Herzen, nicht nur die politische Seite zu zeigen, sondern eher die Schicksale der damals lebenden Menschen aus den verschiedenen Schichten zu beschreiben und in den Vordergrund zu rücken.“

 

Napoleon spielt in Ihrem Roman eine tragende Rolle, seine Anwesenheit zieht sich durch die Handlung wie ein roter Faden. Was hat Sie dazu bewogen, eine reale historische Persönlichkeit so tiefgreifend in eine fiktionale Handlung einzubetten?

Sibylle Baillon: „Oh, Napoleon! Über mehrere Jahre hinweg habe ich diesen Mann ‚studiert‘ und mir somit ein eigenes Bild von seiner Persönlichkeit erstellen können. Dieser kleine, unscheinbare Mann, der so große Dinge bewerkstelligt hat, hört einfach nicht auf, mich – und auch andere – zu faszinieren. Viele verachten ihn, die Franzosen verherrlichen ihn und ich habe ihn – trotz seiner Schwächen, oder vielleicht auch wegen ihnen – ‚lieben‘ gelernt. Nicht unbedingt was er vollbracht hat, fasziniert mich, sondern wer er war, sein Wesen. Ihn in den Roman einzubauen, war für mich eine wundervolle Gelegenheit, ihm zu ‚begegnen‘ – auch schon in seinen jungen Jahren –, mich mit ihm zu unterhalten. Außerdem wollte ich dem Leser ein intimeres Bild von ihm liefern, welches oft vernachlässigt wird, da seine spätere ‚Größe‘ andere Seiten von ihm in den Vordergrund stellte – allerdings nicht unbedingt die besten.“

 

Baillon, Schwestern im Sturm 3In Ihren eigenen Worten: Was macht „Schwestern im Sturm“ zu so einem besonderen Lesevergnügen?

Sibylle Baillon: „Mein Ziel, eine flüssige, spannende Geschichte zu schreiben, habe ich laut meiner Testleser erreicht. Sie sind sich einig: Wenn man einmal angefangen hat, kann man den Roman so schnell nicht wieder ablegen, was für mich ein sehr gutes Zeichen und ein tolles Kompliment ist. Persönlich lag mir daran, den Roman so zu schreiben, wie ich ihn selbst gerne lesen würde, mit einer spannenden Einsicht in diese ereignisreiche Epoche, durch die so viele Menschen berühmt wurden. Nun ist es an den Lesern zu entscheiden, ob es mir gelungen ist.“

 

In Ihrem Roman geht es um das Schicksal der Schwestern Jeanne, Madeleine und Marianne. Alle drei müssen sich in einem ganz neuen Leben zurechtfinden, doch durch die verschiedenen Häuser, in denen sie leben, genießen sie unterschiedliche gesellschaftliche Stellungen. Was macht diese drei Figuren und ihre jeweilige Lebensgeschichte für Sie so spannend?

Baillon, Schwestern im Sturm 2Sibylle Baillon: „Es gibt viele Romane, die lediglich eine Schicht genauer beschreiben. Ich wollte bewusst die Schlucht zwischen den verschiedenen Klassen hervorheben. Außerdem fand ich es spannend, berühmte Menschen einmal in ihrem intimen Leben zu beleuchten, nicht so sehr in ihrem politischen Werdegang. Außerdem zu einer Zeit, bevor man überhaupt von ihnen sprach. Zu beschreiben, wie die Revolution sich von einem Mädchen aus dem Volk angefühlt haben könnte, das die Hintergründe nicht unbedingt verstand und eigentlich ganz andere Sorgen hatte, sowie parallel dazu die Ängste der Oberschicht zu erzählen, das war für mich ein wirkliches Verlangen. Denn dadurch werden die Zusammenhänge, Wirren, Widersprüche und Gegensätze dieser Epoche noch deutlicher.“