Steffi von Wolff im Interview

21. August 2015
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Steffi von Wolff (c) Fridtjof Gunkel

Steffi von Wolff (c) Fridtjof Gunkel

„Ich teile gerne aus!“

Bestsellerautorin Steffi von Wolff über Beobachtungen im Supermarkt, einen bekloppten Mann und ihren Roman AUFGETAKELT.

 

 

 

AUFGETAKTELT erzählt von einer Frau, die das Segeln für sich entdeckt – ging es Dir auch so?

Steffi von Wolff: „Es blieb mir nichts anderes übrig. Mein Mann ist auf Helgoland geboren und dort aufgewachsen – und er segelt, seitdem er vier ist oder so. Ein Leben ohne Wasser und ohne Boot ist für ihn unvorstellbar.

Also habe ich mich da einfach drauf eingelassen – so wie Britta in meinem Roman –, und ich muss sagen, es ist sehr schön, im Sommer ‚aufs Boot‘ zu fahren. Aber Segeln kann ich nicht wirklich, weil ich ein Schisser bin. Ich habe ständig Angst davor, ins Wasser zu fallen. Gerade beim Anlegen ist das ein Problem, weil so ein kleines Schiff, wie wir es haben, ganz schön schaukelt. Oft stehen dann auch noch Leute am Steg, die helfen wollen, das ist noch mal schlimmer, weil die mitkriegen, was für eine Grobmotorikerin ich bin … Was macht man nicht alles aus Liebe zu seinem Mann!

Also, um es auf den Punkt zu bringen: Ich bin eine Schönwettertante, die auf dem Boot gerne in der Sonne hockt und Gin-Tonic bechert – und bei Regen unter Deck flüchtet und DVDs schaut oder Handtücher bestickt. Aber es hat viel Spaß gemacht, über Britta und die anderen Segler in AUGETAKELT zu schreiben.“

 

Du wirst seit vielen Jahren von vielen Leserinnen und Rezensenten als „Comedy Queen“ bezeichnet. Inzwischen gibt es sehr, sehr viele Comedy-Damen … und nicht alle sind wirklich lustig. Wie trägt sich die Krone für Dich?

Wolff, Aufgetakelt 2Steffi von Wolff: „Gut! Manchmal drückt sie und wird unbequem, weil der Erfolgsdruck doch recht groß ist, aber ist das nicht überall so?

Mit meinen Büchern ist es sowieso sonderbar, das sieht man schon an den Rezensionen: Entweder die Leser finden sie wunderbar … oder grauenhaft. Es scheint nur diese beiden Extreme zu geben. Aber ich will auch nicht in so eine graue Masse abgleiten und das schreiben, was vielleicht alle lustig finden. Dann wäre ich nicht mehr authentisch. Davon mal abgesehen gibt es natürlich viele andere lustige Bücher, es wäre anmaßend, das zu ignorieren … Wobei meine selbstverständlich IMMER lustiger sind!“ (lacht)

 

Du bist ein sehr offener, herzlicher Mensch – der Humor in Deinen Romanen und Geschichten ist ganz schön bissig. Wie passt das zusammen?

Steffi von Wolff: „Viele bekannte Serienkiller waren und sind ja auch nach außen hin nett und lachen gern, höhö!

Ernsthaft: Das eine schließt das andere nicht aus. Ich mag eben diesen teilweise schwarzen Humor und teile gerne aus (natürlich immer offen und herzlich), und so schreibe ich auch. Ich beobachte für mein Leben gerne andere Leute und Situationen und kann teilweise nur den Kopf schütteln. Zum Beispiel letztens im Schwimmbad: Kommt mir eine Frau mit einem Kind entgegen und sagt total sauer: ‚Also, wir gehen wieder. Das ist ja hier alles total nass.‘

Oder im Supermarkt: Zwei Frauen stehen an der Fleischtheke. ‚Wir sind eigentlich Vegetarierinnen, wollen aber heute mal Fleisch essen und hätten gern Huhn.‘ Der Schlachter: ‚Hier haben wir zum Beispiel Schenkel oder Filet.‘ Die Frauen gucken auf das Fleisch und die eine sagt: ‚Das ist Huhn? Das hat ja gar keine Federn.‘

Solche Leute überlasse ich beim Schreiben dann gerne meiner Bissigkeit, herr-lich!“

 

Was gefällt dir besonders an Britta, der Hauptfigur in AUFGETAKELT – und was stört Dich an Deiner eigenen Erfindung?

Steffi von Wolff: „An ihr gefällt mir, dass sie sich – wenn auch nach einigen Anlaufschwierigkeiten – so wunderbar von ihrem bekloppten Mann abgrenzt. Ich hätte diesem überheblichen, selbstverliebten Andreas beim Schreiben schon dauernd auf die Zwölf hauen können. Britta zieht ihr Ding voll durch: Sie wacht auf, geht ihren Weg und verändert ihr Leben. Das will doch jeder Mensch packen können, wenn’s nötig ist! Britta hat Courage, das finde ich sehr sympathisch.

Was mich an ihr nervt? Dass sie nicht mal so richtig, richtig fies zu Andreas wird. Ich selbst wäre da vermutlich bissiger. Aber so ist es mit Figuren, die man erfindet – sie entwickeln ein Eigenleben und machen nicht immer, was man von ihnen erwartet.“

 

Im Herbst werden drei Kurzgeschichtenbände von Dir im eBook veröffentlicht – was reizt Dich an der kurzen Form?

Steffi von Wolff: „Die kurze Form. Die kurze Form. Die kurze Form. Zu wissen: Es sind nur zwanzig Seiten, die geschrieben werden müssen … Ach, könnte man doch jeden Roman in der Zeit schreiben, die man für Kurzgeschichten braucht – wäre das schön!“ (lacht) „Aber davon abgesehen: Es gibt Figuren und Geschichten, die sich für einen umfangreichen Roman anbieten, und andere, die in der kurzen Form besser aufgehoben sind. Mir macht es Spaß, mich in beiden Genres zu bewegen.“