Steffi von Wolff über die Arbeit an ihrem Roman „AUFGETAKELT“

10. September 2015
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Steffi von Wolff (c) Fridtjof Gunkel

Steffi von Wolff (c) Fridtjof Gunkel

„Ich hatte ein permanentes Urlaubsgefühl!“

Klatsch, und ich landete im Wasser. Das Boot war beim Anlegen Richtung Steg gefahren und mein Mann hatte „Spring doch!“ gerufen. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die immer sofort tun, was man von ihnen verlangt. In diesem Fall dummerweise schon – obwohl die Distanz zum Steg noch drei Meter war und ich nur 1,68 groß bin. Als ich im Wasser lag, dachte ich: „Über diese ganze Segelei sollte ich langsam wirklich mal schreiben.“

Ich liebe es, zu segeln, ehrlich. Aber ich stelle mich oft dappig an, weil ich ein kleiner Bewegungslegastheniker bin. Und so ein Schiff kann ganz schön wackeln. So entstand AUFGETAKELT. Das Buch zu schreiben war herrlich, weil ich es fast komplett auf dem Boot geschrieben habe. Sonne, Wind, ein gutes Getränk, was will man mehr?

Außerdem: Wenn man nur eine halbe Stunde im Hafen herumgeht, hat man schon wieder für ein paar Seiten Stoff. Einmal habe ich mitbekommen, wie sich ein Paar auf einem Boot total gestritten hat (er war schrecklich überheblich und sie hat irgendwann einen Kasten mit Bier über Bord geworfen, woraufhin er ausgerastet ist) – so habe ich die Figur Andreas entwickelt, der ja ein ziemlicher Horst ist, wie man beim Lesen feststellen wird. Über den habe ich mich beim Schreiben manchmal so aufgeregt, dass ich Herzrasen bekommen habe.

Wolff, Aufgetakelt 1Während ich AUFGETAKELT schrieb, habe ich echt manchmal die Zeit vergessen, weil ich so tief eingetaucht bin in die Geschichte. Ich bin auch im Sommer eine Woche allein auf dem Boot geblieben, habe beobachtet und geschrieben, das war so herrlich, weil ich ein permanentes Urlaubsgefühl hatte, obwohl ich gleichzeitig arbeiten musste – das hab ich aber gar nicht so gesehen.

Ja, so war das. Übrigens: Als ich mit dem Buch fertig war, habe ich fast geheult, weil mir Britta, Björn und all die anderen auf einmal fehlten. So ist das immer – wenn ich ein Buch abgeschlossen habe, sind die Leute ja logischerweise alle weg aus meinem Leben. Klar, bei Lesungen begegne ich ihnen wieder, aber das fühlt sich für mich mehr so an, als würde ich alte Urlaubsgrußkarten noch einmal hervorkramen. Das kann ganz schön bitter sein. Meistens erfinde ich deswegen spontan sofort neue Protagonisten, bloß um nicht so einsam zu sein … und ich habe das große Glück, dass mir immer was einfällt. Ich hoffe, das bleibt noch ein bisschen so.