Turhan Boydak über seinen Thriller „Das Todes-Memorandum“

10. Dezember 2015
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Turhan Boydak

Turhan Boydak (c) Bastian-Linder-Photography

„Es mag überraschen, doch ich war früher keine ausgesprochene Leseratte“

Turhan Boydak über den Film in seinem Kopf, die Faszination von Geschichten und seinen Thriller „Das Todes-Memorandum“

 

„Wie kommst du auf die Ideen zu deinen Büchern?“ – Das ist wohl die mir am häufigsten gestellte Frage. Aber: Ich habe darauf keine allgemeingültige Antwort.

Es mag überraschen, doch ich war früher keine ausgesprochene Leseratte. Was mich aber schon immer faszinierte, sind ganz generell Geschichten. Vor allem der Film hat mich schon früh in seinen Bann gezogen. Beim Schreiben kommt mir das zugute.

Bevor ich ein neues Buch beginne, suche ich nicht krampfhaft nach Themen. Es sind vielmehr die unvorhersehbaren Momente, in denen ganz automatisch ein Film in meinem Kopf abzulaufen beginnt. Auslöser ist manchmal ein Gespräch, manchmal ein Artikel … und manchmal nur ein einzelner Satz, der mich über ein „Was wäre, wenn“-Szenario grübeln lässt. So war es auch bei „Das Todes-Memorandum“ – ein einzelner Satz aus einem Buch des Politikers Jean Ziegler warf die Filmrolle an.

Boydak, Das Todes-Memorandum 1In meinem neuen Thriller wird der Journalist Jason Bradley mit einem Schreckensszenario konfrontiert: Sein bester Freund wird aus undurchsichtigen Gründen entführt. Fieberhaft ermittelt Jason, um den Aufenthaltsort ausfindig zu machen und gerät dabei selbst ins Fadenkreuz der Entführer. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Ich will das Hintergrundthema nicht vorwegnehmen. Nur so viel: Es begleitet mich, wie vermutlich viele andere auch, schon seit Jahren und ist ein globales Problem, dem man ständig in den Nachrichten begegnet – und das man, leider, immer wieder auch vergisst.

Für mich bot das das perfekte Gerüst für einen spannenden Thriller. Es wäre Legendenbildung, zu behaupten, dass so ein „Film“ vor meinem geistigen Auge sofort fertig ist. Das wäre schön. Aber in Wahrheit ist es ein Prozess. Immer wieder ändern sich die Abläufe, Protagonisten kommen hinzu,  andere verlieren ihre Rolle, manchmal noch beim Schreiben.

Wichtig ist mir, so realistisch und spannend wie möglich zu erzählen. Schließlich will ich unterhalten. Am Ende sind dann die „Dreharbeiten“ beendet. Das Buch ist fertig. Und danach beginnt für mich die größte Faszination an Büchern, denn bei jedem Leser läuft ein etwas anderer Film ab. Die gleiche Geschichte – aber eben in leichten Variationen. Das macht Bücher zu etwas Besonderen: die Vorstellungskraft der Leser.