»Würde sie heute leben, wäre Christina von Schweden eine Mischung aus Popstar Lady Gaga und Tech-Ikone Elon Musk.«
Ein Gespräch mit unserer Autorin Katrin Burseg über außergewöhnliche Königinnen, die lange Zeit an den Rand unserer Geschichtsschreibung gedrängt wurden, und über Legenden aus der Heimat, die in ihren Romanen DIE ZOFE DER KÖNIGIN und DIE REBELLISCHE KÖNIGIN neu aufblühen:
Liebe Frau Burseg, in Ihrem historischen Roman DIE ZOFE DER KÖNIGIN reisen Sie mit uns an den dänischen Königshof des 17. Jahrhunderts. Warum gerade dieser Ort, diese Zeit? Welche Entdeckungen waren für Sie bei der Recherche am spannendsten?
Katrin Burseg: »Der Roman erzählt die Liebesgeschichte zwischen der Holsteinerin Wiebke Kruse und dem dänischen König Christian IV. und basiert auf historischen Fakten – Ort und Zeit waren also nicht verhandelbar. Dabei ist die Zeit zwischen 1625 und 1648 natürlich ausnehmend spannend: Europa ist vom Dreißigjährigen Krieg überzogen und auch König Christian IV. kämpft auf protestantischer Seite, um Dänemarks Einfluss im Ostseeraum zu erhalten. Im Vordergrund steht jedoch der erstaunliche Weg einer einfachen jungen Frau, die unvermutet an die Seite eines der mächtigsten Herrscher Europas gelangt. Mein Interesse daran hat für mich auch persönliche Bezüge, die mir bei der Recherche sehr geholfen haben: Ich bin in Föhrden-Barl aufgewachsen, dem Ort, aus dem Wiebke Kruse der Legende nach entstammt. Und in Bad Bramstedt, wo ich zur Schule ging, steht heute noch ein Teil des Herrenhauses, das König Christian seiner Geliebten und den gemeinsamen Kindern schenkte. Ich bin quasi mit der Geschichte um Wiebke Kruse groß geworden.«
In Ihrem Historienroman DIE REBELLISCHE KÖNIGIN zeichnen Sie die Geschichte von Christina von Schweden nach, die sich in der Männerwelt ihrer Zeit behaupten muss. Warum hat diese schillernde Frauenfigur bis heute nicht an Faszination verloren?
Katrin Burseg: »Königin Christina von Schweden brach mit allen Konventionen ihrer Zeit: Ausgebildet wie ein Kronprinz und Mann regierte sie Schweden für einige Jahre, bevor sie abdankte und zum katholischen Glauben übertrat. Damals ein Riesenskandal, zumal ihr berühmter Vater, König Gustav Adolf von Schweden, im Dreißigjährigen Krieg auf der Seite der Protestanten kämpfte. 1655 ging Christina nach Rom und lebte dort ein freies Leben, das sie der Kunst und dem Theater widmete. Sie umgab sich also mit den interessantesten Köpfen ihrer Zeit. Viele Legenden ranken sich um ihr Leben und ihre Liebschaften und ihr Mut und ihre Kompromisslosigkeit faszinieren bis heute. Würde sie heute leben, wäre Christina von Schweden sicherlich einer der Superstars unserer Zeit – vielleicht eine Mischung aus Popstar Lady Gaga und Tech-Ikone Elon Musk. Ihr Grab befindet sich übrigens in den Vatikanischen Grotten im Petersdom.«
In Ihrem Roman DIE ZOFE DER KÖNIGIN steigt die Holsteinerin Wiebke Kruse zur heimlichen Königin Dänemarks auf – und macht sich damit erbitterte Feinde. Was war Ihnen bei der Darstellung dieser historischen Figur wichtig?
Katrin Burseg: »Der Legende nach begegnete Wiebke Kruse dem dänischen König beim Wäschewaschen am Fluss. Und auch wenn Teile dieser Aschenputtel-Legende seit 2011 durch die Forschung widerlegt sind, bleibt doch festzuhalten, dass Wiebkes Schönheit und Schlagfertigkeit Christian IV. beeindruckten. Aus der Romanze zwischen König und Magd entwickelte sich jedenfalls eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Zwei Kinder und mehr als zwanzig gemeinsame Jahre zeugen von der Beständigkeit ihrer Liebe. Doch Wiebke Kruses Rolle als ›Frau zur Linken‹, also ein als morganatische Ehe öffentlich anerkanntes Verhältnis, war am dänischen Hof immer umstritten und nach Christians Tod war sie ihren Feinden schutzlos ausgeliefert. Nur wenige Wochen nach ihrem Geliebten starb auch Wiebke Kruse unter nie geklärten Umständen. Ihr Nachlass wurde verwüstet und ihr Leichnam zunächst vor den Toren Kopenhagens auf einem Feld verscharrt. Bis heute sind nur wenige Dokumente über ihr Leben zu finden und es scheint fast so, als sollte jeder Beweis ihrer Existenz am dänischen Königshof vernichtet werden. Ein echter historischer Krimi und deshalb war es mir auch wichtig, dass ihre Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Zugleich ist der Roman auch eine Hommage an die Archäologin Johanna Mestorf, die Wiebke Kruses Lebensgeschichte 1866 zum ersten Mal zu Papier brachte. Auch sie war eine außergewöhnliche Frau – aber das ist schon wieder eine andere Geschichte …«
Das Gespräch führte Ronja Beck aus dem dotbooks-Lektorat.
Katrin Burseg, geboren 1971 in Hamburg, wuchs auf einem über hundert Jahre alten Bauernhof in Schleswig-Holstein auf. Ihr Faible für Geschichte und Romane ließ sie Kunstgeschichte und Literatur studieren, bevor sie als Journalistin arbeitete. Sie hat mehrere historische Romane veröffentlicht und erhielt für ihren Roman »Liebe ist ein Haus mit vielen Zimmern« den Delia Literaturpreis 2016 in der Kategorie Liebesroman. Katrin Burseg, die auch unter den Pseudonymen Karen Bojsen und Karen Best veröffentlicht, mag alte Bäume und Spaziergänge am Wasser, sie hört gerne klassische Musik und liebt die überraschenden Abenteuer beim Schreiben. Mit ihrer Familie lebt sie in Hamburg und an der Nordsee.
Die Autorin im Internet: katrinburseg.de/
Bei dotbooks veröffentlichte Katrin Burseg ihre historischen Romane DIE REBELLISCHE KÖNIGIN und DIE ZOFE DER KÖNIGIN.
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