»Martin muss einen Weg finden, mit diesem dunklen Erbe umzugehen, ohne sich dabei selbst zu verlieren – und dabei kommt Adelheid ins Spiel.«

2. Dezember 2022
dotbooks

Ein Gespräch mit unserer Autorin Heidrun Hurst über die ungewöhnlichen Hauptfiguren ihrer großen historischen STRASSBURG-SAGA und darüber, warum der junge Scharfrichter Martin und die Heilerin Adelheid immer wieder in perfide Mordfälle verwickelt werden:

Liebe Heidrun Hurst, stellen Sie uns die ungewöhnlichen Charaktere Ihrer historischen STRASSBURG-SAGA doch bitte etwas genauer vor …

Heidrun Hurst: »Nun, da haben wir zum einen Martin, den Sohn des Scharfrichters der Stadt. Das Gesetz verlangt von ihm, dass er den Beruf seines Vaters weiterführen muss, ganz gleich, wie verhasst er ihm ist. Martin muss einen Weg finden, mit diesem dunklen Erbe umzugehen, ohne sich dabei selbst zu verlieren – und dabei kommt Adelheid ins Spiel: eine starke junge Frau, deren Lebensweg als Novizin im Kloster bereits festgeschrieben scheint. Doch als sie im ersten Roman meiner STRASSBURG-SAGA Martin begegnet und den Mann hinter der harten, rauen Maske lieben lernt, steht auf einmal alles Kopf, was sie je zu wissen glaubte. Es ist eine Liebe, die unmöglich scheint – nicht zuletzt, weil Scharfrichter im Mittelalter am Rande der Gesellschaft standen – der Tod, der ihnen anhaftete, machte sie zu einer Art Geächteten. Und doch bahnt die Liebe sich ihren Weg …

Besonders ans Herz gewachsen ist mir beim Schreiben von DER TEUFEL VON STRASSBURG aber auch die kauzige Gertrudis, das geheimnisvolle Kräuterweib, mit ihrer besonderen Verbindung zu Adelheid …«

In DER TEUFEL VON STRASSBURG werden die Bettelwaisen der Stadt zu Opfern eines eiskalten Mörders. Sie geben Ihren Lesern dabei immer wieder Einblicke in die Gedanken des Täters. Was war Ihnen beim Schreiben wichtig?

Heidrun Hurst: »Vor allem die psychologische Seite der Figuren hat mich zu diesem Roman inspiriert – und zwar aller Figuren: Opfer ebenso wie Täter, Menschen, die nicht ruhen können, bis sie die Wahrheit herausgefunden haben, und Menschen, die bloß ein Ventil für ihre Wut suchen, ohne sich zu kümmern, wer schuldig ist und wer nicht. Wie fühlt man sich in einer Stadt, in der so etwas geschieht? In der kleinen Kindern – die der Inbegriff der Unschuld sind – auf so grausame Weise das Leben geraubt wird. Was treibt einen Menschen an, der solche Morde begeht? Und ist eine Hetzjagd auf den Mörder, die weitere Unschuldige das Leben kosten kann, nicht genauso sehr Teil des Bösen? Diese Fragen müssen sich Adelheid und Martin bei ihrer Suche nach dem Mörder immer wieder stellen – und sich auch mit ihren eigenen Dämonen auseinandersetzen, wenn sie die Wahrheit herausfinden wollen.«

DIE PESTHEILERIN VON STRASSBURG dreht sich um ein besonders dunkles Kapitel in der Geschichte der Stadt: der Ausbruch der Pestepidemie. Wie haben Sie zu diesem Thema gefunden?

Heidrun Hurst: »Ich würde eher sagen, das Thema hat mich gefunden. Spannend finde ich die Parallelen der Pestepidemie zu unserer aktuellen Lage, in der uns das Coronavirus bedroht. Bestimmte Verhaltensmuster, die Ohnmacht vieler Menschen und auch ganzer Staaten gegenüber diesen unsichtbaren Gegnern, lassen sich damals wie heute finden. Auch die Suche nach Sündenböcken – für viele damals die Juden, die anfangs nicht so sehr von der Pest betroffen waren. Wahrscheinlich auf ihre Reinlichkeit zurückzuführen, doch damals wurden sie verdächtigt, die Brunnen vergiftet zu haben, um auf diese Weise die christliche Bevölkerung auszulöschen. Andere sahen Miasmen in der Luft, ein Ungleichgewicht der Körpersäfte, den Zorn Gottes oder das Wirken des Teufels als Grund für die Seuche an. Ein sehr interessantes Gutachten aus jenen Tagen stammt von der Pariser Universität: Nach der Ansicht der Professoren hatten die Gestirne über dem indischen Ozean heftig mit dem Meer gestritten und dabei giftige Dämpfe aufsteigen lassen, die sich dann durch den Wind überall verteilten.

Die Übertragung des Pestbakteriums durch den Rattenfloh war nicht bekannt, obwohl sie begriffen, dass von den Erkrankten selbst auch eine Gefahr ausging. Demzufolge hatten die meisten Gegenmaßnahmen keinen Nutzen, wie das Räuchern mit Wachholder und anderen stark riechenden Kräutern. Man hielt sich essiggetränkte Tücher vor Mund und Nase, versuchte es mit Aderlass und Purgieren oder einer speziellen Diät. Die einzige Behandlung, die einen gewissen Erfolg zeigte, war das Aufschneiden der Pestknoten. Eine Methode, die Gertrudis, ein altes Kräuterweib, das mit Adelheid auf besondere Weise verbunden ist, ins Auge fasst. Und auch Adelheid möchte den Menschen helfen, für sie habe ich mir etwas ganz Besonderes überlegt – doch mehr will hier nicht verraten.«

Adelheid und Martin werden immer wieder in Kriminalfälle verwickelt: erst eine erschütternde Mordserie an Gassenkindern, dann rätselhafter Selbstmorde in einem Kloster und schließlich eine Reihe suspekter Todesfälle bei den Bauarbeiten am Straßburger Münster. Warum sind sie die einzigen, die der Wahrheit auf die Spur kommen können?

Heidrun Hurst: »Beide haben ein intuitives Gespür für unheilvolle Machenschaften, gerade wenn diese von der Obrigkeit vertuscht werden. In DER TEUFEL VON STRASSBURG lässt Adelheid eine Mordserie an hilflosen Gassenjungen nicht mehr los. Als namenlose Bettelwaisen finden sie selbst im Tod kaum Beachtung, doch Adelheid – selbst als Waise groß geworden – fühlt sich verantwortlich. In Martin findet sie bei ihrer Suche nach der Wahrheit einen unerwarteten Verbündeten, während es in DAS WEIB DES HENKERS genau andersherum ist: Martin wird von den Stadtherren offiziell beauftragt, die Todesfälle auf der Baustelle des Straßburger Münsters aufzuklären, als Henker bleiben ihm jedoch viele Türen verschlossen, die sich Adelheid als Heilerin öffnen. In DIE PESTHEILERIN VON STRASSBURG ist außerdem Adelheids Verbindung zu den Klerikerinnen von St. Klara, dem Kloster, in dem sie aufgewachsen ist, entscheidend. Als in einem anderen Kloster der Stadt mehrere Nonnen angeblich Selbstmord begehen, wird Adelheid misstrauisch. Um der Wahrheit auf den Grund zu gehen, müssen sie und Martin allerdings gegen die Vorbehalte der damaligen Gesellschaft ankämpfen: Selbstmord wurde von der mittelalterlichen Gesellschaft als großer Skandal aufgefasst und vertuscht. Ein solcher Tod galt als eine der größten Sünden und als Verbrechen gegen Gott selbst. Daher müssen Adelheid und Martin mit besonderer Vorsicht ihre Nachforschungen betreiben, wenn sie herausfinden wollen, ob tatsächlich ein perfider Mörder sein Spiel mit der Unschuld treibt.«

Das Gespräch führte Ronja Beck aus dem dotbooks-Lektorat.

Heidrun Hurst, geboren 1966 in Kehl am Rhein, ging schon als Kind gerne mit Hilfe von Büchern auf Reisen in fremde Welten und ferne Zeiten. Ihr Hunger nach geschriebenen Abenteuern und Literatur wurde schließlich so groß, dass sie sich einige Jahre später selbst dem Schreiben widmete. Seitdem veröffentlicht sie historische Romane, für die sie mit Leidenschaft und Neugier tief in die Recherche längst vergangener Zeiten eintaucht.

Die Autorin im Internet: www.heidrunhurst.de

Auf Facebook: www.facebook.com/heidrun.hurst

Auf Instagram: www.instagram.com/heidrunhurst/

Bei dotbooks veröffentlichte Heidrun Hurst ihre »Straßburg«-Saga:
»Der Teufel von Straßburg« – als eBook, Print und Hörbuch erhältlich

»Die Pestheilerin von Straßburg«

»Das Weib des Henkers«

DAS WEIB DES HENKERS von Heidrun Hurst – überall erhältlich, wo gute eBooks angeboten werden, und natürlich auch auf unserer WEBSITE, wo die eBooks für Sie im Mobi-Format für den Kindle und als ePub für alle anderen Lesegeräte bereitstehen.