Helga Beyersdörfer über ihre Margot-Thaler-Krimis

5. Mai 2016
dotbooks
Helga Beyersdörfer (c) Thomas Morgner

Helga Beyersdörfer (c) T. Morgner

Schreiben: Das Schönste überhaupt und das Anstrengendste.

Unsere Autorin Helga Beyersdörfer über ihre Ersatzspielerin, einen einmaligen Flash und ihre Margot-Thaler-Krimis.

 

Die meistgestellte Frage an Romanautoren (auch an mich) lautet: Woher nehmen Sie Ihre Ideen? Eine nahliegende Frage, aber gar nicht so leicht zu beantworten.

Ich versuche das mal am Beispiel der Margot-Thaler-Trilogie. Drei Bände, die auf völlig verschiedenen Impulsen beruhen.

Zu „Mitten im Wort“ kam es, weil ich vom Pferd gefallen war. Ich hatte Schmerzen, musste über längere Zeit zu Hause bleiben. Frust. Ich brauchte ein Ventil. Eine Ersatzspielerin, Journalistin so wie ich, die alles Mögliche da draußen anstellen konnte und noch viel mehr als ich es je getan hätte. Die musste auch viel flotter, viel frecher sein – und es entstand Margot Thaler.

Beyersdoerfer-Mitten-im-Wort-3Im zweiten Band ließ ich Margot im Hellsehermilieu agieren. Mir war eine Anzeige für eine Hellseherausbildung aufgefallen. Hab ich gemacht. Inklusive Prüfung. Verrückt. Und eine perfekte Vorarbeit für „Die Hellseherin“.

Der dritte Band „Asams Pfeil“ beruht auf einem Flash, wie ich ihn bei allen Romanen danach nie wieder erlebt habe. Ich hatte die Asamkirche in Ingolstadt besichtigt und war sofort gefesselt von dem Deckengemälde. Es hat eine Eigenart: Die Figuren bewegen sich mit dem Besucher mit. Besonders angetan hatte es mir ein Bogenschütze links oben an der Decke. Wo immer ich ging und stand, seine Pfeilspitze wanderte mit. Noch am selben Tag strukturierte ich bereits in groben Zügen „Asams Pfeil“. Natürlich bin ich danach noch mehrmals zur Recherche nach Ingolstadt gereist.

Beyersdoerfer-Mitten-im-Wort-2Denn erst wenn alle Vorarbeiten geleistet sind, folgt das Schreiben. Die Kür. Das Schönste überhaupt und das Anstrengendste. Inklusive Schlafentzug. Ehrlich.

So ist der erste Satz von „Mitten im Wort“ schon fast prophetisch: Als ihr Kopf vornüber auf die Tischkante fiel, war es genau einundzwanzig Uhr …

Na ja, der Vergleich hinkt, wie Sie beim Weiterlesen feststellen werden. Ich wünsche Ihnen unterhaltsame Stunden damit.