„Und Gott sprach: Es werde Jonas“ von Sebastian Niedlich

20. Oktober 2015
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Timothy_Sonderhuesken

Timothy Sonderhüsken, Programmleiter, stellt „UND GOTT SPRACH: ES WERDE JONAS“ von Sebastian Niedlich vor:

 

Das Schwere leicht aussehen zu lassen ist eine Kunst, die mich beeindruckt. Artisten, die durch die Luft wirbeln, als wären sie schwerelos. Maler, die mit leicht geführten Pinselstrichen ein beeindruckendes Bild malen. Musiker, die ihren Instrumenten mit entspanntem Gesicht die komplexesten Melodien entlocken. Und meine Bewunderung gilt auch – und vor allem – Autoren.

Wer denkt, dass es einfach ist, einen Roman zu schreiben, sollte es nicht probieren; er wird bei diesem Drahtseilakt abstürzen. Die Hintergründe, die Szenerie, die Figuren, sie alle müssen präzise zu Papier gebracht oder in den Computer getippt werden, auf die Leinwand des Autors. Dabei gilt es, stets die richtige Tonlage zu treffen – und das alles so, als wäre es spielerisch einfach. Denn ansonsten wird es dem Leser schwerfallen, sich mit einem behaglichen „Hach!“ in die Geschichte hineinfallen zu lassen.

Ein weitverbreiteter Irrtum besagt, dass es die Königsdisziplin ist, Menschen emotional zu bewegen. Aber wie erfahrene Schauspieler und Autoren wissen: Es ist leichter, dem Publikum Tränen in die Augen zu treiben, als sie lauthals zum Lachen zu bringen. Wem das gelingt, der kann zurecht stolz auf seine Leistung sein. Was die Frage aufwirft: Geht Sebastian Niedlich jeden Abend mit stolzgeschwellter Brust zu Bett?

Niedlich, Und Gott sprach Es werde Jonas 2Sebastian Niedlich schreibt Komödien. Und als wäre diese Herausforderung nicht groß genug, sucht er sich Themen aus, die alles andere als humorvoll sind – den Tod beispielweise, wie in seinem Bestseller DER TOD UND ANDERE HÖHEPUNKTE MEINES LEBENS. Das ist ihm hervorragend gelungen, wie die Verkaufszahlen und begeisterten Rezensionen beweisen. Vermutlich wäre mancher Autor nach so einem Erfolgsdebüt auf Nummer Sicher gegangen und hätte für das nächste Buch etwas Unkomplizierteres ausgesucht. Sebastian Niedlich hat stattdessen beschlossen, sich Gott vorzuknöpfen. Denn, so der Autor: „Religion ist ein abstraktes Gebilde, weil irgendwann jemand in seiner Paranoia dachte, dass er ständig von einem übernatürlichen Wesen beobachtet würde, das bestimmte Sachen uncool findet. Und dann ist das aus dem Ruder gelaufen. Das muss man doch lustig finden!“

In UND GOTT SPRACH: ES WERDE JONAS schlüpft Sebastian Niedlich nun selbst in die Rolle des Allmächtigen – und erzählt die Geschichte von Jonas, einem zur schlechten Laune neigenden Autor von Kitschromanen, der nur seine Ruhe haben will. Die kann er vergessen, als er von einem herabstürzenden Kirchturm erschlagen und dann zu neuem Leben erweckt wird – und die Medien davon Wind bekommen. In Nullkommanichts ist die Welt überzeugt, dass Jonas der neue Messias ist. Und das hat Folgen … Es ist ein herrliches Vergnügen, mitzuerleben, wie Jonas sich standhaft gegen die ihm zugedachte Rolle wehrt – selbst dann noch, als er versehentlich sein erstes Wunder wirkt.

Sebastian Niedlich_(c)_privat

Sebastian Niedlich (c) privat

Das Schwere leicht erscheinen lassen – das ist eine Kunst, und Sebastian Niedlich beherrscht sie. Ganz egal, ob Sie in seiner turbulenten Chaos-Geschichte verblüffende Parallelen zum Leben eines gewissen Jesus entdecken oder sich einfach nur hervorragend unterhalten lassen möchten: Sie werden auf Ihre Kosten kommen und mit Sicherheit mehr als einmal laut lachen. Was zu der Frage führt: Ist Sebastian Niedlich stolz auf seine Arbeit? Nun, vermutlich schon ein bisschen. Das ist auch gut so. Vor allem aber hat er sich die Messlatte noch höher gelegt: „Nach Tod und Gott dachte ich, dass ich durch bin mit den großen Nummern. Aber dann fiel mir ein: Da gibt es noch etwas. Und daran arbeite ich jetzt.“ Vermutlich hätte er sich ein einfacheres Thema suchen können. Aber dann wäre Sebastian Niedlich nicht der besondere Autor, der er ist – und den Sie unbedingt kennenlernen sollten!