Bestsellerautorin Verena Rabe über ihre Romane

8. März 2017
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Rabe_3_(c)_Charlotte Angersbach

Verena Rabe (c) Charlotte Angersbach

„Erst wenn ich alles habe, fange ich an zu schreiben“

Verena Rabe über den Beginn einer Geschichte, bockige Figuren und ihre Romane EIN LIED FÜR DIE EWIGKEIT, THERESES GEHEIMNIS und CHARLOTTES RÜCKKEHR:

 

John Smithfield – der Protagonist aus meinem Roman Ein Lied für die Ewigkeit – begegnete mir zufällig. Er musterte mich spöttisch und interessiert, und begann schließlich zu erzählen: Er sei aus Boston, aber er wäre auch mal in Deutschland gewesen. Zuerst ein Jahr in Hamburg nach dem College, Anfang der 30er, und dann während der Olympiade 1936 in Berlin. Er hätte dort als Sportreporter gearbeitet. Plötzlich wurde er traurig und verschwand vor meinem inneren Auge. Rabe, Ein Lied für die Ewigkeit 3Das nächste Mal brachte er einen Mann und eine Frau seines Alters mit: den zierlichen Musiker Chaim Steinberg mit diesen wunderbaren dunklen, lockigen Haaren und die schöne Elisabeth Brandt, eine Jazzsängerin in einer Berliner Bar, die ein atemberaubendes blaues Paillettenkleid trug. Sie hielt zwar Chaims Hand, aber schmiegte sich gleichzeitig an Johns Seite. Interessant, dachte ich, und begann über diese Zeit zu recherchieren. Ich ging in Bibliotheken, fuhr nach Berlin, suchte die Plätze auf, an denen die Geschichte spielen sollte, unterhielt mich mit Zeitzeugen.

So gehe ich immer vor. Ich habe Geschichte studiert und Journalismus gelernt, Recherchen sind das A und O meiner Romane. Erst wenn ich alles habe, fange ich an zu schreiben. Meistens fließt die Geschichte dann in die Tasten meines geliebten iBooks. Währenddessen höre ich Musik, wodurch jede Geschichte ihre besondere Melodie bekommt.

Rabe, Ein Lied für die Ewigkeit 2Manchmal aber werden meine Figuren bockig. Chaim aus Ein Lied für die Ewigkeit wollte irgendwann nicht mehr komponieren, sondern Skat spielen und mit John um die Häuser ziehen, obwohl er das eigentlich hasst. Marie aus Thereses Geheimnis weigerte sich, in Harwich auf dem Poller sitzend, weiter mitzuspielen. Christiane aus Charlottes Rückkehr wollte sich nicht verlieben und Charlotte hatte keine Lust, überhaupt nach Berlin zu Christiane zu reisen.
Mittlerweile weiß ich jedoch, wie ich mit meinen streikenden Figuren umgehen muss. Ich lasse sie für einige Zeit in Ruhe und wende mich den anderen Dingen in meinem Leben zu. Nach einer Zeit kommen sie dann wieder zu mir und erzählen mir ihre Geschichte begeistert weiter.